Laryngorhinootologie 2010; 89(6): 332-333
DOI: 10.1055/s-0030-1261737
Referiert und diskutiert

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Dehiszenz des Canalis semicircularis – Rarität oder häufiger als gedacht?

Further Information

Publication History

Publication Date:
10 June 2010 (online)

 

Bei Gleichgewichtsstörungen oder Schwerhörigkeit ist das Syndrom der Dehiszenz des Canalis semicircularis eine Differenzialdiagnose. Eine französische Arbeitsgruppe untersuchte 272 Patienten mit Hörverlust, um die Inzidenz der Erkrankung herauszufinden und klinische Kriterien zu ermitteln. Eur Arch Otorhinolaryngol 2009; 266: 1175–1181

Bei 3,67 % der Patienten war ein Syndrom der Dehiszenz des Canalis semicircularis (SCDS) die Ursache ihrer Schwerhörigkeit. Von 14 Patienten wurden 4 nicht weiter untersucht, da die Dehiszenz kleiner als 2 mm und nicht sicher klinisch relevant war.

Die verbliebenen 6 Frauen und 4 Männer mit SCDS waren durchschnittlich 60 Jahre alt (Bereich: 39–74 Jahre). Die Geschlechtsverteilung entsprach damit nicht früheren Ergebnissen mit einer Prädominanz von Männern. In keinem Fall war ein kraniales Trauma vorbekannt. Zwei Patienten waren in der Vorgeschichte wegen einer Otosklerose operiert worden, für die sich radiologisch keine Hinweise fanden.

Computertomografisch ließen sich SCDS mit einem positiven prädiktiven Wert von 93 % nachweisen (Kollimation: 0,5 mm). Fünf unilaterale und 5 bilaterale SCDS lagen vor. Die differenzialdiagnostische Abgrenzung insbesondere zur Otosklerose gelang mit der hochauflösenden Multidetektor-Computertomografie (HR-MDCT) zuverlässig.

Die durchschnittliche Weite der Dehiszenz betrug 3,68 mm. Ihr Ausmaß korrelierte nicht mit der Schwere der klinischen Symptome. 10 von 15 betroffenen Ohren wiesen eine Dehiszenz des Tegmen tympani auf. Laut den Autoren unterstütze dies in Zusammenhang mit dem häufig bilateralen Auftreten die Annahme eines kongenitalen Ursprungs der SCDS.

Audiometrisch bestand in 7 Fällen eine gemischte und in 3 Fällen eine konduktive Hörstörung. Bei den 5 Patienten mit unilateraler Erkrankung war der kontralaterale akustische Reflex positiv. Vier Patienten hatten assoziierte vestibuläre Symptome.

    >