Klin Padiatr 2010; 222 - Pflege_PO_9
DOI: 10.1055/s-0030-1261656

Pflegerische Betreuung von Zwillingen mit feto-fetalem-Transfusionssyndrom – Eine Übersicht

S Jacobs 1
  • 1Neonatologie, Zentrum f. Kinderheilkunde des Universitätsklinikum Bonn, Bonn

Einleitung: Bei monochorialen Zwillingsschwangerschaften teilen sich beide Feten eine gemeinsame Plazenta. Fast immer existieren Gefäßverbindungen, die in 10–20% der Fälle aus unbekannten Gründen zu einem Ungleichgewicht in der Zirkulation zwischen Plazenta und fetalen Kreisläufen führen. Dieses Krankheitsbild bezeichnet man folglich als Feto-fetales-Transfusionssyndrom. Es werden akute und chronische Formen unterschieden bei denen der Donator Blutvolumen an den Akzeptor verliert. Pränatal ist der Akzeptor chronisch volumenüberlastet, die Nieren sind in utero vergrößert, die Diurese ist deutlich gesteigert, es bildet sich ein Polyhydramnion aus. Die Hypervolämie des Akzeptors begünstigt die Ausbildung einer hypertrophen Kardiomyopathie. Kardiovaskuläre Schädigungen finden sich beim Donator in Form einer Herzinsuffizienz auf Grund der Anämie, die sich postnatal häufig als dilatative Kardiomyopathie manifestiert. Weiterhin besteht beim Donator die Nierenschädigung aufgrund der mangelnden Durchblutung im Vordergrund. Es kommt zu einem Oligohydramnion, so dass man den Donator dann als „Stuck Twin“ bezeichnet. Die häufigsten maternalen Komplikationen äußern sich in vorzeitigen Wehen, Zervixinsuffizienz mit Frühgeburtsbestrebungen aufgrund des bestehenden Polyhydramnion. Bei ungekanntem bzw. unbehandeltem FFTS kann es auch zum intrauterinen Fruchttod kommen. Bei beiden Feten können in Folge des chronischen FFTS neurologische Langzeitschäden auftreten. Besondere Bedeutung haben hierbei die periventrikuläre Leukomalazie (PVL) und intraventrikuläre Blutungen, die sich aus zentralen Perfusionsstörungen, sowie aus der Frühgeburtlichkeit ergeben. Die pränatale Laserkoagulation trennt die Gefäßverbindungen und ist die einzige Methode, die das FFTS ursächlich behandelt.

In der Universitätsklinik Bonn wurden bisher 130 fetoskopische Laserkoagulationen vor der 25. SSW durchgeführt. In den Jahren 2005–2009 wurden auf unserer neoatologischen Intensivstation 343 monochoriale Zwillingspaare betreut. Monochoriale Zwillinge werden häufig als Frühgeborene <33SSW geboren. Das Standardmonitoring liefert bei diesen Kindern Basisdaten. Zusätzlich ist die genaue Bilanzierung von Ein- und Ausfuhr wesentlich, um einen guten Überblick über den Flüssigkeitsbedarf zu erhalten. Beim Akzeptor besteht postnatal ein erhöhter Basisbedarf von 140–160ml/KG/24h, während beim Donator mit 70–90ml/KG/24h eine Flüssigkeitsrestriktion nötig ist. Kardiale Funktion und Kreislaufverhältnisse werden mittels Echosonografie überwacht Eine eventuelle Katecholamintherapie erfordert weitere Krankenbeobachtung, sowie engmaschige Blutdruckkontrollen, ggf durch arterielle Messung. Eine engmaschige sonographische Untersuchung des Gehirns ist wichtig, um neurologische Schädigungen frühzeitig festzustellen. Insbesondere sind Hirninfarkte, intraventrikuläre Blutungen und eine PVL zu erwarten. Die Versorgung von zu früh geborenen Kindern mit FFTS erfordert spezielle Kenntnisse über die prä- und postnatale Pathophysiologie und bedarf umfassende Aus und Weiterbildung auch um im pflegerischen Bereich.