Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_173
DOI: 10.1055/s-0030-1261640

Die perfekte Welle? Erfahrungen mit dem Pleth Variability Index (PVI) beim Früh- und Neugeborenen

M Schoberer 1, K Faber 1, HD Schimitzek 1, P Vaeßen 1, A Lohr 1, A Grünhagen 2, T Orlikowsky 1
  • 1Kinderklinik, Med. Einrichtungen der RWTH Aachen, Aachen
  • 2Fa. Masimo Europe Ltd., Puchheim

Hintergrund:„Das Kind sieht schlecht aus“ ist in Metaanalysen einer der sensitivsten Parameter zur Detektion von neonatalen Infektionen/Mangelzuständen. Objektivierbare Messungen des intravasalen Füllungs- und Flusszustands sind für Frühgeborene (FG) und reife Neugeborene (NG) relevant. Ein nicht-invasives, dynamisches Verfahren ist die Analyse der Amplitudenvariabilität der Photoplethysmografie-Kurve von Pulsoxymetern. Ein automatisierter Index (PVI) korrelierte bei Messungen an Erwachsenen mit der Variabilität der arteriellen Pulsdruckkurve. Der Parameter ist als „By-Produkt“ bei pulsoxymetrisch überwachten Kindern ablesbar. Ziel: Charakterisierung des PVI bei FG und NG zur Generierung von Referenzwerten. Patienten und Methoden: Prospektive, 72-stündige Messung von PI und PVI an 18 NG (Messbeginn ≤6. Lebensstunde, 262–283d, 2200–3820g) und 19 FG (168–219d, 570–1490g). Ausschlusskriterien: Polyglobulie, Anämie, Fehlbildungen. Messung mittels Masimo® Radical7®Pulsoxymeter, Masimo Corpor. Irvine, CA, USA. PVI definiert als (PImax- PImin)/PImaxx100 wobei PI=AC/DCx100 und AC=variabler Anteil, DC=konstanter Anteil der Lichtabsorption der Photoplethysmografie. Mittelbildungszeit für PI 30s., für PVI 360s. Automatisierte Erfassung von PVI, Pulsfrequenz und SpO2 alle 6s. Ergebnisse: Reifgeborene: Bereits in den ersten Lebensstunden stabiler PVI mit hoher Konstanz über 72 Stunden: Mittel über erste 6h: 20,20 (SD: 3,55), Range:12,25; Mittel über 24h: 20,18; (SD 2,32), Range 8,02; Mittel über 72h: 19,75 (SD 2,32) Range: 8,01. Keine Korrelation PVI vs. Geburtsgewicht (Pearson-Koeffizient: -0,14, p=0,69); keine Periodizität bei PVI-Mittelung über 1h oder 6h. Bei Frühgeborenen im Mittel signifikant höhere PVI-Werte (t-Test: p=0,01 vs. NG), konstant, aber mit größerer Variabilität: Mittel über erste 6h: 24,98 (SD: 6,54), Range: 22,85; Mittel über 24h: 24,14; (SD 4,64), Range 21,56; Mittel über 72h: 22,53 (SD 3,57) Range: 13,85. Keine Korrelation PVI vs. Geburtsgewicht (Pearson-Koeffizient: 0,06, p=0,81); Keine Korrelation PVI vs. Diurese (Pearson-Koeffizient Tag 1: 0,04, p=0,88; Tag 2: -0,43, p=0,09; Tag 3–0,018: p=0,95), keine Periodizität bei PVI-Mittelung. Trend zu positiver Korrelation zwischen PVI und Gestationsalter: (p=0,06). Konklusion: Der PVI ist ein stabiler, gewichtsunabhängiger Parameter bei FG und NG.. Der Mittelwert ist für FG höher als für NG. Dem gegenüber gab es bei den Frühgeborenen einen Trend zu gleichsinniger Korrelation von PVI und Gestationsalter. Die Untersuchung qualifiziert den PVI für weitere Studien mit Krankheitsbildern, die mit Flüssigkeitsverschiebungen einhergehen.