Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_170
DOI: 10.1055/s-0030-1261637

Therapie und Langzeitergebnisse von fetalen atrialen Tachykardien – Erfahrungen eines Peripartalzentrums

K Flohr 1, S Molaen 2, J Olchvary 1, P Schwarz 1, H Abdul-Khaliq 1, A Lindinger 1
  • 1Klinik für Kinderkardiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
  • 2Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg

Ziel: Beurteilung der Wirksamkeit der antiarrhythmischen Therapie von fetalen supraventrikulären Tachykardien (SVT) und Vorhofflattern (aVF) sowie Darstellung der prä- und postnatalen Behandlungs-ergebnisse. Methoden/Resultate: Eine atriale Tachykardie wurde bei 23 konsekutiven Feten diagnostiziert; davon hatten 20 eine SVT und drei aVF. Die Diagnosestellung der Arrhythmie erfolgte im Mittel in der 32. SSW. Die fetale Herzfrequenz lag zwischen 170 und 305/Min. Herzinsuffizienzzeichen bestanden bei 13 (57%) der Feten. Mit Ausnahme von zwei Fällen wurde bei allen eine diaplazentare medikamentöse Therapie mit maternaler Digitalisapplikation begonnen. Dies führte nach durchschnittlich 7 Tagen zu einer Wiederherstellung eines stabilen Sinusrhythmus in 12 (57%) der Patienten. Bei 9 Feten wurde ein zweites Medikament (Verapamil 2, Flecainid 7) hinzugefügt, wodurch ein Sinusrhythmus nach durchschnittlich 15 Tagen bei allen Feten erzielt werden konnte. Postpartal wurde die Therapie bei 19 Neugeborenen gestoppt. In einem Überwachungszeitraum von 1 bis 21 Jahren blieben elf Patienten (48%) rezidivfrei. Bei zwölf Säuglingen (52%) kam es zu einem Wiederauftreten der Arrhythmie: einer blieb ohne Therapie, sechs wurden tachykardiefrei nach einer Therapiedauer von einem Jahr, fünf benötigten eine Weiterführung der Medikation nach dem 1. Lebensjahr. Die postnatale Klassifikation der Arrhythmie im Oberflächen-EKG ergab folgende Zuordnung: AV-Reentry-Tachykardie (6), permanente junktionale Reentry-Tachykardie (2), fokale atriale Tachykardie (3), multifokale atriale Tachykardie (1). Fazit: Bei allen präpartal behandelten Patienten wurde eine Wiederherstellung des Sinusrhythmus erreicht und bei 48% postnatal ohne Therapie aufrechterhalten. Insgesamt sistierte die Tachykardie bei 78% nach dem 1. Lebensjahr ohne weitere Therapie. Präpartal ist eine konsequente pharmakologische Behandlung ist erforderlich, um supraventrikuläre Tachykardien zu beherrschen.