Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_166
DOI: 10.1055/s-0030-1261633

Unerwartete Beatmungskomplikation: Absaugkatheterspitze als endobronchialer Fremdkörper

M Blohm 1, C Schmitt 2, F Riedel 3, K Helmke 2, D Singer 1
  • 1Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Univ.-Kinderklinik Eppendorf, Hamburg
  • 2Kinderradiologie, Univ.-Klinik Eppendorf, Hamburg
  • 3Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg

Hintergrund: Zur optimierten endotrachealen Absaugung beatmeter Patienten (unterbleibende Diskonnetion vom Beatmungsgerät, erleichtertes pflegerisches Handling) werden vielfach geschlossene Absaugsysteme verwandt. Hier wird über eine unerwartete, potentiell gefährliche Komplikation berichtet, die bei Verwendung eines geschlossenen Absaugsystems beobachtet wurde.

Fallbericht: Ein fünf Monate alter, 5,5kg schwerer Säugling war aus neuromuskulären Gründen beatmungspflichtig. Die endotracheale Intubation erfolgte mit einem Vygon Tubus, der Patient war mit einem geschlossenen Absaugsystem (Dahlhausen Optiflo Ch. 8) versorgt. Nach Intubation und Lagekorrektur des Endotrachealtubus wurde eine Thoraxröntgenaufnahme angefertigt. Es wurde ein Fremdkörper im linken Hauptbronchus bemerkt, dessen Herkunft zunächst unerklärlich schien. Das radiologische Bild erinnerte an einen Plastikschlauch (Magensonde, Absaugkatheter o. dgl.), bei den entsprechenden pflegerischen Prozeduren war jedoch nie ein Problem bemerkt worden. Klinisch und radiologisch bestanden keine Zeichen einer Bronchusobstruktion. Das Kind war zu diesem Zeitpunkt unter Beatmung stabil. Der Fremdkörper erwies sich als eine ca. 2cm lange Spitze eines geschlossenen Absaugkathetersystems. Er konnte für das Kind folgenlos bronchoskopisch entfernt werden. Im weiteren Verlauf ließ sich der Patient von der Beatmung entwöhnen und extubieren.

Diskussion: Möglicherweise war es zum Katheterabriss gekommen, als der Absaugkatheter sich beim Zurückziehen während der Absaugeprozedur mit einem der seitlichen Löcher an der Tubusspitze verhakte. Dies wäre insbesondere vorstellbar bei Positionierung des Absaugkatheters im linken Hauptbronchus und gleichzeitig relativer Tubustieflage mit Positionierung der Tubusspitze in Höhe der Trachealbifurkation. Alternativ wäre ein Produktionsfehler denkbar, dies wurde vom Hersteller verneint. Tests der Herstellerfirma zeigten, dass ein Abriss der Katheterspitze bei einer Zugkraft von durchschnittlich 8,3kg eintritt. Schlussfolgerungen: Endotracheal verwendete Absaugkatheter sollten vor und nach Benutzung bewusst auf Vollständigkeit geprüft werden. Ungewöhnliche Artefakte auf Röntgenbildern sind ernst zu nehmen.