Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_158
DOI: 10.1055/s-0030-1261625

Die Nicht-Invasive Beatmung zur Entwöhnung vom Respirator

T Hoppen 1, S Gehring 2, B Schmitt 2, R König 2, C Kampmann 2, RG Huth 2, F Zepp 2, T Nüßlein 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Gemeinschaftsklinikum Koblenz-Mayen Kemperhof, Koblenz
  • 2Kinderklinik, Klinikum der Johannes-Gutenberg Universität, Mainz

Fragestellung: Bei welchen Krankheitsbildern kann die Nicht-Invasive Beatmung (NIV) die Entwöhnung vom Respirator günstig beeinflussen? Design: Retrospektive Beobachtungs-/Kohortenstudie. Setting: Kinderintensivstationen der Universitätskinderklinik Mainz und des Gemeinschaftsklinikums Koblenz-Mayen, Kemperhof Koblenz. Patienten: 46 Patienten unter NIV über einen Beobachtungszeitraum von jeweils sechs Monaten (01–03/2008 und 10–12/2008 Mainz, 04–09/2008 Koblenz). Die Patienten wurden in vier Gruppen unterteilt: I. Patienten nach kardiologischer/kardiochirurgischer Intervention: u.a. AVSD, TOF, HOCM, Mitralstenose, Pulmonalstenose; diverse Korrektureingriffe (z.B. Glenn, Fontan). II. Patienten nach kinder- oder neurochirurgischer Operation: u.a. Lobektomie bei Lungenemphysem, Verbrennungstraumata 3. Grades, gedeckte Schädelbasisfraktur, Myelotomie. III. Akute Atemwegsinfektionen: u.a. stenosierende Laryngotracheitis, Pneumonie. IV. Neuropädiatrische Patienten: u.a. Joubert Syndrom, Hypoxisch-ischämische Enzephalopathie, Arnold-Chiari Malformation Typ 3, therapieschwierige Epilepsie bei Schizenzephalie, Mitochondriopathie, Angelman Syndrom. Methode: Als Einschlusskriterium wurde eine NIV von mindestens 1 Stunde Dauer unmittelbar im Anschluss an eine invasive Beatmung zugrunde gelegt. Aus der Krankenakte erfasst wurden Diagnose, Alter, NIV-Dauer, pCO2, FiO2, Pulsoxymetrie, Atemfrequenz, in- und exspiratorisches Druckniveau, Leckage sowie Atemzug- und Atemminutenvolumen. Definierte Erfolgskriterien der NIV waren Abnahme der Dyspnoe, Reduktion der Atemfrequenz, Normalisierung der Herzfrequenz, Anstieg des pH, Optimierung des pCO2, anhaltende SaO2-Stabilisierung über 84%, Verbesserung der Vigilanz/Kooperation, Vermeidung einer Reintubation und erneute invasive Beatmung.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 40 von 46 Patienten mittels NIV erfolgreich von der Beatmung entwöhnt werden (87%). Alle 21 Patienten nach Intervention bei angeborenem Herzfehler, 11 Patienten nach kinder- oder neurochirurgischer Operation und 4 Patienten mit akuter Infektion der Atemwege konnten mithilfe der NIV erfolgreich in eine Spontanatmung überführt werden. Bei 4 von 10 neuropädiatrischen Patienten (40%) war die alleinige NIV ohne Reintubation und nachfolgender invasiver Beatmung erfolgreich. Aus der neuropädiatrischen Gruppe bedurften 5 Patienten einer Tracheostomaanlage und 2 Patienten verstarben. Fazit: Die NIV konnte in der vorgestellten Kohorte im Rahmen der definitiven Entwöhnung vom Respirator in 87% eine Reintubation und erneute invasive Beatmung verhindern. Auffällig war die geringe Erfolgsrate bei Patienten mit schwerwiegender neurologischer Erkrankung.