Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_153
DOI: 10.1055/s-0030-1261620

Aktuelle Ergebnisqualität der Versorgung von Frühgeborenen <1500g Geburtsgewicht als Grundlage für eine Regionalisierung der Risikogeburten

A Trotter 1, F Pohlandt 2
  • 1Klinik für Kinder und Jugendliche, HBH-Kliniken, Singen
  • 2Sektion Neonatologie und päd. Intensivmedizin, Universitätsklinikum, Ulm

Hintergrund: In der Literatur wird über einen Zusammenhang zwischen der Zahl der an einem Zentrum versorgten Frühgeborenen (FG) und deren Mortalität berichtet. Daraufhin hat der gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) neben Strukturvorgaben auch Mindestmengen bei der Versorgung von Frühgeborenen eingeführt. Dies führt dazu, dass etablierten Versorgungsstrukturen mit guten Behandlungsergebnissen der Versorgungsauftrag entzogen wird. Methodik:Über den Zeitraum von 2004–2008 wurden Ergebnisdaten wie vom G-BA formuliert von 28 Kinderkliniken in Baden-Württemberg (BW) gesammelt und die Ergebnisse von großen (5 große Kliniken bzw. alle Kliniken mit ≥50 FG <1500g Geburtsgewicht (GG)) und kleinen Kliniken verglichen. Dabei wurden die Ergebnisse der Kliniken einzeln und als Gruppe differenziert nach verschiedenen Gewicht- und Gestationsalter(GA)-Gruppen dargestellt. Ergebnisse: Für das Jahr 2008 wurden Angaben zu 1164 FG und für die Zeitspanne 2004–2008 4775 FG mit GG <1500g gefunden. Die Mortalität von FG <32 SSW der 5 großen Kliniken im Jahr 2008 (n=402) lag bei 9,2% und in den übrigen Kliniken (n=520) bei 6,5% (gesamt 7,7%, n.s.). Bei der Gegenüberstellung der Mortalitäten jeder einzelnen Klinik für den Zeitraum 2004–2008 zeigten sich größere Standardabweichungen in den Kliniken mit einer Versorgungsfrequenz <50 und eine um 21,1% höhere Mortalität für Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 500g. Bei der Auswertung als Gruppe fanden sich für FG mit einem GG <500g und 500–749g niedrigere Mortalitäten in Kliniken mit ≥50 FG/Jahr (18% bzw. 11%, Chi-Quadrat Test: p<0,05 und <0,01). In den GA-Gruppen <24 SSW und 24–25 SSW war die Sterblichkeit niedriger bei höherer Fallzahl (p<0,01 und <0,0001). Für FG mit einem GG ≥750g oder einem GA ≥26 SSW bestand kein versorgungsfrequenzabhängiger Effekt auf die Mortalität. Schlussfolgerung: Die Regionalisierung von FG mit GG <750g bzw. GA <26 SSW in große Kliniken kann zu einer niedrigeren Mortalität beitragen. Für FG ≥750g GG und ≥26 SSW lassen sich aus den Ergebnissen des Landes BW keine Vorteile einer Regionalisierung oder von Mindestmengen ableiten. Eine entsprechend angepasste Regulierung durch den G-BA würde sowohl die Versorgung der FG verbessern als auch etablierte Strukturen mit guter Ergebnisqualität sichern.