Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_150
DOI: 10.1055/s-0030-1261617

Eine Umrechungsformel für SpO2-Messungen mit unterschiedlichen Mittelungszeiten

J Vagedes 1, T Vine 2, C Wiechers 1, F Hanel 1, C Poets 1, K Dietz 1
  • 1Eberhard-Karls-Universität Universitätsklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Tübingen
  • 2ARCIM-Institut, Filderstadt

Hintergrund: In der Neonatologie hat die pulsoxymetrische Überwachung von Früh- und Neugeborenen große Bedeutung. Dabei werden die gemessenen Sp02-Werte über definierte Zeitabschnitte gemittelt. Die Mittelungszeit, die normalerweise zwischen 2 und 16 Sekunden liegt, hat einen großen Einfluss auf die Anzahl von Entsättigungen pro Zeiteinheit. So werden z.B. mit längeren Mittelungszeiten weniger Entsättigungen registriert als mit kürzeren. Häufig ist Neonatologen im klinischen Alltag dennoch nicht bewußt, mit welcher Mittelungszeit die Sauerstoffsättigung gemessen wird, mit der sie ihre Patienten überwachen. Selbst wo diese bekannt ist, können Messungen nicht miteinander verglichen werden, wenn die Mittelungszeiten unterschiedlich lang sind. Daher ist eine Umrechungsformel notwendig, mit der die Anzahl von Entsättigungen pro Stunde einer Mittelungszeit auf die einer anderen Mittelungszeit extrapoliert werden kann. Methodik:Über insgesamt 118 Stunden wurde die Sauerstoffsättigung bei drei Frühgeborenen (Gestationsalter 24–27 SSW.) mit einem Radical-Oxymeter (Masimo) gemessen. Aus den Rot-zu-Infrarot Rohwerten wurden vom Hersteller mithilfe der Radical-internen Algorithmen die Sauerstoffsättigungen für insgesamt 7 verschiedene Mittelungszeiten errechnet. Die Messungen wurden in Ein-Stunden-Abschnitte unterteilt und die Entsättigungen <80%/Std. (D) für die 7 verschiedenen Mittelungszeiten (T) gezählt. Ergebnisse: Bei einer Mittelungszeit von 2 Sekunden gab es insgesamt 2762 Entsättigungen unter 80% (im Durchschnitt 23 pro Stunde). Die Anzahl von Entsättigungen <80%/Std. (D) zeigte sich als abhängig von der Mittelungszeit T gemäß der Formel: WurzelD=(b + m log10T). Die Steigung (m) und das Intercept (b) entsprachen dabei der Beziehung: b=–2m. Damit war der Ausdruck WurzelD/(2-log10T) konstant und eine Umrechungsformel konnte ermittelt werden gemäß der Gleichung: D2=D1 (2– log T2)2/(2– log T1)2, wobei D1 die vorhanden und D2 die gesuchte Anzahl von Entsättigungen <80%/Std. ist sowie T1 die gegebene und T2 die Mittelungszeit, auf die hin extrapoliert werden soll. Die Anzahl von Entsättigungen <80%/Std. muss z.B. mit 0,35 multipliziert werden, um von einer Mittelungszeit von 2 Sek. auf eine von 10 Sek., bzw. sie muss mit 2,89 multipliziert werden, um von einer Mittelungszeit von 10 Sek. auf eine von 2 Sek. umzurechnen. Die Ungenauigkeit der Formel lag unter 8% für einen Quotienten der Mittelungszeiten von 2 bezogen auf einen 7-Stunden-Abschnitt. Zusammenfassung: Wir stellen eine Umrechungsformel vor, mit der die Anzahl von Entsättigungen <80%/Std. von einer Mittelungszeit auf die einer andern Mittelungszeit extrapoliert werden kann. Somit können pulsoxymetrische Messungen mit unterschiedlichen Mittelungszeiten in der Neonatologie miteinander verglichen werden.