Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_149
DOI: 10.1055/s-0030-1261616

Ein reifes Neugeborenes mit „Riesennabelschnur“

IM Schaefer 1, J Männer 2, R Faber 3, H Loertzer 4, L Füzesi 1, T Paul 5, S Seeliger 5
  • 1Universitätsklinik – Institut für Pathologie, Göttingen
  • 2Institut für Anatomie und Embryologie, Göttingen
  • 3Zentrum für Pränatale Medizin, Leipzig
  • 4Universitätsklinik – Klinik für Urologie, Göttingen
  • 5Universitäts- Kinderklinik, Göttingen

Der Befund einer Riesennabelschnur ist sehr selten und kann verschiedene Ursachen haben. Unterschieden werden muss zwischen einer lokalisierten Verdickung, bei der zystische und pseudozystische Veränderungen die Hauptursache darstellen, und einer diffusen Verdickung, hervorgerufen durch ein massives Ödem. Wir stellen den Fall eines reifen weiblichen Neugeborenen vor, bei welchem bereits pränatal eine suspekt vergrößerte Nabelschnur auffiel, sodass die Indikation zur Sectio in der 38. SSW gestellt wurde. Das eutrophe Kind (3.455g, 50cm) wies keinerlei körperliche Fehlbildungen auf, die Nabelschnur war jedoch auf 50×8cm verdickt. Im Punktat des Nabelschnurödem war ein erhöhter Kreatininwert von 1,3mg/dL nachweisbar. In der immunhistologischen Untersuchung wurden Reste der Allantois gefunden was zur Diagnose eines offenen persistierenden Urachus führte. Durch eine Leckage im kindfernen Allantoisanteil war es intrauterin zu einem Urinaustritt in die Whartonsche Sulze und somit zu dem massiven diffusen Nabelschnurödem gekommen. Da nach Abklemmen der Nabelschnur ein Urinverlust über den Nabelstumpf bestehen blieb, wurde in der 6. Lebenswoche der Urachus operativ reseziert und die Blase am Blasendach verschlossen. Bei der Differenzialdiagnose von Nabelschnurpathologien müssen die verschiedenen Anomalien des Urachus- bzw. der Allantois berücksichtigt werden. Durch eine systematische Einteilung der Lokalisation und Verteilung einer Nabelschnurverdickung kann bereits in der pränatalen Sonografie auf die zugrunde liegende Pathologie rückgeschlossen und eine optimale Behandlung des Kindes eingeleitet werden.