Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_133
DOI: 10.1055/s-0030-1261600

Kongenitale bilaterale Stimmbandparese und Botulinumtoxintherapie

C Döing 1, T Nicolai 2, N Teig 3, E Mayatepek 1, T Höhn 1
  • 1Med. Einricht. d. Universität Kinderklinik, Düsseldorf
  • 2Klinikum der Universität München, München
  • 3Klinik für Kinder- und Jugendmedizin St. Josefs-Hospital, Bochum

Kongenitale Stimmbandparesen führen zu einem inspiratorischem Stridor und können bei zusätzlicher Schwellung der Stimmlippen zu akuten lebensbedrohlichen asphyktischen Situationen führen, welche nicht selten eine Tracheotomie erfordern. Eine Dekanülierung nach erfolgter Tracheotomie bei kongenitaler Stimmbandparese gelingt jedoch häufig erst nach dem 5. Lebensjahr. Als Therapiealternative zur Tracheostomie in der nicht-akuten Situation ist die lokale Injektion von Botulinumtoxin A in die Stimmbandadduktoren beschrieben. Wir berichten über den Fall eines ehemaligen Frühgeborenen von 33 +4 SSW mit kongenitalem inspiratorischem Stridor. Ein Geburtstrauma lag nicht vor. Nach Geburt erfolgte eine Rachen-CPAP-Therapie für vier Tage; anschließend lag bei suffizienter Spontanatmung ein inspiratorischer Stridor vor. Nach drei Wochen konnte die Patientin mit mildem inspiratorischen Stridor ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf entlassen werden. Im zweiten Lebensmonat erfolgte bei Pneumonie ein erneuter Klinikaufenthalt in dessen Verlauf ein operativer PDA-Verschluss erfolgte. Postoperativ trat ein Chylothorax auf. Es bestand weiterhin ein kontinuierlicher inspiratorischer Stridor. Die Entlassung erfolgte ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf bei mäßigem Gedeihen. Im Alter von 3,5 Monaten erfolgte bei akuter respiratorischer Globalinsuffizienz im Rahmen einer Rhinovirusinfektion die erneute Aufnahme der Patientin. Es kam unter antiobstruktiver Therapie zu einer Besserung der Akutsymptomatik. Bei Persistenz des inspiratorischen Stridors und kompensierter respiratorischer Azidose wurde eine flexible Videotracheobronchoskopie durchgeführt, welche eine bilaterale Stimmbandparese mit Adduktionsstellung der Stimmlippen zeigte. Zeichen einer Laryngomalazie waren nicht zu erkennen. Um eine Tracheotomie zu vermeiden, erfolgte bei intubiertem Kind die sonografisch gesteuerte, lokale Injektion von Botulinumtoxin A in die Stimmbandadduktoren (Mm. cricothyroidei) und die Musculi vocalis. Zwei Wochen nach Injektion konnte bronchoskopisch eine normale Stimmbandbeweglichkeit gesehen werden. Die Extubation der Patientin gelang drei Wochen nach Botulinumtoxininjektion. Der inspiratorische Stridor persistierte und zeigte erst im Verlauf von Monaten eine leichte Rückläufigkeit. Inwiefern dies auf die Botulinumtoxininjektion oder auf eine Spontanerholung der Stimmbandparese zurückzuführen ist, lässt sich nicht eindeutig klären. Im vorliegenden Fall gelang es aber eine Tracheotomie zu vermeiden.