Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_129
DOI: 10.1055/s-0030-1261596

Dopplersonografische Flussmuster bei Frühgeborenen ≤32 SSW mit unterschiedlichen Flüssigkeitsregimes während fototherapiepflichtiger Hyperbilirubinämie

S Junge 1, P Hartmann 1, JF Beck 1, A Hübler 1
  • 1Friedrich Schiller Universität Klinik f. Kinder-u. Jugendmed., Jena

Einleitung: Ziel der Analyse war es, zerebrale dopplersonografische Flussmuster vor und während der Fototherapie bei Frühgeborenen mit und ohne zusätzliche Flüssigkeitssubstitution zu vergleichen. Die untersuchten Patienten waren Teil einer Studie zum Effekt einer zusätzlich geplanten Flüssigkeitsgabe bei Frühgeborenen ≤32 SSW mit fototherapiepflichtiger Hyperbilirubinämie. Ein Ergebnis der Ausgangsarbeit war, dass in der Gruppe mit zusätzlicher Flüssigkeitssubstitution signifikant weniger intraventrikuläre Hämorrhagien (IVH) auftraten als ohne. Patienten und Methoden: Bei 47 Frühgeborenen ≤32 SSW wurden vor Beginn (t0) und 30 Minuten nach Einleitung einer Fototherapie (t1) am ersten Behandlungstag transfontanellär die doppersonografischen Flussmuster der Arteria carotis interna (ACI), Arteria cerebri anterior (ACA) und Arteria pericallosa (AP) gemessen (Kontrollgruppe mit am kurzfristigen Bedarf orientiertem Flüssigkeitsregime, n=24; Studiengruppe mit zusätzlicher Substitution von 20% der Gesamtbilanz als NaCl 0,9%, n=23). Innerhalb jeder Gruppe wurden die Mittelwerte zwischen t0 und t1 mit dem Wilcoxon-Test verglichen, Gruppenunterschiede mit dem Mann-Whitney U-Test geprüft. Ergebnisse: In der Studiengruppe unterschieden sich die Mittelwerte dopplersonografischer Parameter zwischen t0 und t1 nicht signifikant. In der Kontrollgruppe wurden jeweils signifikant niedrigere Werte bei t1 für die Maximalgeschwindigkeit (Vmax) in ACI, ACA und AP festgestellt, signifikant höhere Werte für den Pulsatilitätsindex (PI) in ACI und AP. Die systolische (S) und mittlere Flussgeschwindigkeit (D) waren in AP bei t1 signifikant niedriger als bei t0. Schlussfolgerungen: Die Studiengruppe mit kalkulierter zusätzlicher Flüssigkeitssubstitution zeigte ein konstantes Verhalten der dopplersonografischen Messwerte unter Fototherapie, während in der Kontrollgruppe verminderte Flussgeschwindigkeiten aller untersuchten Hirngefäße während der Fototherapie ermittelt wurden. Diese Änderungen der zerebralen Durchblutung können Prädilektionsfaktoren für eine IVH darstellen und die pathophysiologische Erklärung für eingangs genannte signifikante Unterschiede der Häufigkeit von Hirnblutungen zwischen Studien- und Kontrollgruppe der Untersuchung zum Effekt einer zusätzlich geplanten Flüssigkeitsgabe bei Frühgeborenen ≤32 SSW mit fototherapiepflichtiger Hyperbilirubinämie liefern.