Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_125
DOI: 10.1055/s-0030-1261592

Kippen des Kopfes: Einfluss auf die zerebrale Hämodynamik bei Neugeborenen

G Pichler 1, N Tax 1, K Grossauer 1, M Pocivalnik 1, A Berghold 2, G Schwantzer 2, H Zotter 1, W Raith 1, B Urlesberger 1, W Müller 1
  • 1Klin. Abt. für Neonatologie, Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Med. Universität Graz, Graz, Österreich
  • 2Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Med. Universität Graz, Graz, Österreich

Hintergrund: Kippen des ganzen Körpers kann bei Neugeborenen zu Veränderungen der zerebralen Hämodynamik führen. Fragestellung: Kann ein Kippen des Kopfes alleine von erhöhter in horizontale Position bei Neugeborenen Veränderungen des mit Nah-Infrarot Spektroskopie (NIRS) gemessenen zerebralen oxygenierten Hämoglobins (HbO2) und deoxygenierten Hämoglobins (Hb) bzw. des zerebralen „tissue-oxygenation-index“ (TOI) bewirken. Lässt sich aus den möglichen Veränderungen von Hb und HbO2 eine zerebrale gemischt venöse Sättigung (tiltSvO2) berechnen. Kann ein Vergleich von TOI und tiltSvO2 die Reproduzierbarkeit der zerebralen NIRS Messungen erhöhen. Material und Methode: In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden bei 40 Neugeborenen fünf langsame (über 15 Sekunden) Kippmanöver des Kopfes (von einer mit einem Keilpolster 30 Grad erhöhter Position in horizontale Position) nach jeweils fünf Reapplikationen der NIRS-Optoden durchgeführt. Eine Veränderung der NIRS Parameter wurde als linearer Anstieg von Hb+HbO2 (r2>95 in der Regressionsanalyse) während der Kippmanöver definiert. Aus dem Anstieg von Hb und HbO2 wurde tiltSvO2=HbO2/(Hb+HbO2) berechnet. Als Qualitätskriterium wurde anschließend folgende Formel eingeführt: TOI>tiltSvO2. Zur Beurteilung der Reproduzierbarkeit wurden eine Varianzkomponentenanalyse und ein Vergleich der mittleren Standardabweichungen vor und nach Einführung des Qualitätskriteriums durchgeführt. Ergebnisse: Bei 37 Neugeborenen konnte bei 354 Kippmanövern ein linearer Anstieg von Hb+HbO2 erzielt werden. Bei drei Neugeborenen konnte wegen Unruhe kein Kippmanöver durchgeführt werden. TOI zeigte keine Veränderungen. Die NIRS Parameter von 185 Kippmanövern bei 32 Neugeborenen erfüllten das Qualitätskriterium. Nach Einführung des Qualitätskriteriums stieg der TOI im Mittel von 73,7±6,9% auf 75,1±6,9% und SvO2 sank von 0,73±0,10 auf 0,65±0,10. Die Varienzkomponentenanalyse veränderte sich nicht, wohingegen die mittleren Standardabweichungen von TOI und SvO2 abnahmen. Schlussfolgerung: Kippen des Kopfes alleine von erhöhter in horizontale Position kann bei Neugeborenen eine Veränderung der zerebralen Hämodynamik mit Anstieg des Hb+HbO2 bewirken. Daraus lässt sich eine tiltSvO2 berechnen. Ein Vergleich von TOI und tiltSvO2 erhöht die Reproduzierbarkeit von zerebralen NIRS Messungen.