Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_123
DOI: 10.1055/s-0030-1261590

Amplitudenintegriertes EEG als diagnostisches Instrument beim neonatalen zerebralen Infarkt

S Supcun-Ritzler 1, P Kutz 1, C Roll 1
  • 1Vestische Kinderklinik, Datteln

Hintergrund: Das amplitudenintegrierte EEG (aEEG) ermöglicht die kontinuierliche Überwachung der Hirnaktivität bei kritisch kranken Neugeborenen. Die 2-Kanal Ableitung ermöglicht zusätzlich die seitengetrennte Beurteilung der Hirnaktivität und kann damit einseitige zerebrale Pathologien besser detektieren. Fragestellung: Wir stellen drei Patienten mit einseitigem zerebralen Infarkt vor, bei denen das aEEG in der Diagnostik zur raschen Klärung der Diagnose beigetragen hat.

Methoden: Die Patienten wurden zusätzlich zu den Vitalparametern mittels aEEG überwacht. Das aEEG wurde mit der 2-Kanalableitung mit dem BrainZ (BRM2) Monitor abgeleitet. Die Elektroden wurden in Position C3-P3 und C4-P4 positioniert. Falldarstellungen: Patient 1: Männliches Neugeborenes, Gestationsalter 38 Wochen, Geburtsgewicht 3620g, Verlegung am 1. Lebenstag aufgrund einer respiratorischen Anpassungsstörung mit V.a. neonatale Infektion nach zunächst unauffälliger postnataler Adaptation (Apgar 9//10/10), Beatmung wegen Apnoen. Im aEEG Abflachung der Hirnaktivität links mit Nachweis von Krampfaktivität, in Kenntnis des aEEG Befundes in der Sonografie fragliche Echogenitätsanhebung links parieto-occipital, im MRT Mediainfarkt links.

Patientin 2: Weibliches, hypotrophes Neugeborenes, Gestationsalter 40 Wochen, Geburtsgewicht 2750g, Verlegung am 3. Lebenstag wegen Zuckungen des linken Armes. Im aEEG Seitendifferenz und Nachweis von Krampfaktivität rechts, sonographisch Verdacht auf hämorrhagischen Infarkt rechts fronto-temporal, Bestätigung mittels MRT. Patient 3: Männliches Frühgeborenes, Gestationsalter 32 Wochen, Geburtsgewicht 2350g, komplikationsloser perinataler Verlauf, Schädelsonografie in der ersten Lebenswoche unauffällig. Im aEEG im Alter von 2 Wochen Krampfaktivität links; Schädelsonografie: V.a. Mediainfarkt links, im MRT Mediainfarkt links bestätigt.

Zusammenfassung: In allen 3 Fällen zeigte die seitengetrennte Ableitung deutlich die einseitige Krampfaktivität, die in der Einkanaldarstellung nicht erkennbar war. Mithilfe der 2-Kanalableitung des aEEG können sich frühzeitige diagnostische Hinweise für einseitige zerebrale Insulte ergeben. Gerade beim zerebralen Infarkt, der klinisch oft nur unspezifische Symptome zeigt und der bei einer frühen Schädelsonografie unentdeckt bleiben kann, kann das seitengetrennte aEEG richtungsweisend sein.