Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_120
DOI: 10.1055/s-0030-1261587

Sinusvenenthrombose bei einem ELBW (extremely low birth weight) mit maternalem Antiphospholipidsyndrom und weiteren thrombotischen Risikofaktoren; Restitutio ad integrum unter Hirudintherapie

J Schmitz-Parpart 1, A Wendt 1, S Ziemer 2, H Hammer 1
  • 1Charite Kliniken f. Kinderheilkunde und Kinderchirugie, Berlin
  • 2Universitätsklinikum Charité Med. Fakultät d. Humboldt-Univ., Berlin

Sinusvenenthrombosen sind in der Neonatalperiode extrem selten. In unserem Fall kam es zu einer Sinusvenenthrombose bei einem Frühgeborenen, die durch eine Hirudintherapie (0,006–0,1 IE/kg KG) ohne Folgeschäden ausheilte. Die Hirudintherapie in der Neugeborenenperiode, speziell bei Frühgeborenen, ist bisher eine kaum untersuchte Therapieoption. Unser Kind zeigte multiple prothrombotische Risikofaktoren. Die Thrombose entstand perioperativ im Rahmen eines Volvulus und einer nachfolgenden Katheter assoziierten Infektion. Es zeigten sich mehrere hereditäre Thrombophiliefaktoren und es bestand ein maternales Antiphospholipidsyndrom. Bisher wurden wenige Fälle kindlicher Thrombosen bei maternalen Antiphospholipidantikörpern beschrieben, unter diesen wurden bei nur 30% der betroffenen Kinder Antikörper nachgewiesen. Auch in unserem Fall kam es nicht zu einem Antikörpernachweis. Unter gewichtsadaptierter Hirudintherpie (bei Verdacht auf Heparin induzierte Thrombozytopenie II) kam es zu einem deutlichen Rückgang der Sinusvenenthrombose im kraniellen Ultraschall, einer Restitutio ad integrum in der Magnetresonanztomografie und einem unauffälligen neurologischen Entlassungsstatus. Schlussfolgerung: Die Hirudintherapie stellt eine adäquate Therapieoption zur Behandlung einer Thrombose, hier einer Sinusvenenthrombose, bei Frühgeborenen dar. Bei maternalem Antiphospholipidsyndrom oder einer anderen hereditären Thrombophilie sollte der Einsatz zentralvenöser Katheter streng überdacht und bei Hinzukommen weiterer Risikofaktoren (Operation, Infektion) eine prophylaktische Antikoagulation unter Berücksichtigung des Blutungsrisikos erwogen werden.