Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_110
DOI: 10.1055/s-0030-1261577

Transfusionsbedingte Parvovirus B19 Infektion bei einem Frühgeborenen der 23. SSW

A Huster 1, A Rosenhahn 1, D Barz 2, A Hübler 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Friedrich Schiller Universität Jena, Jena
  • 2Institut für Transfusionsmedizin, Friedrich Schiller Universität, Jena

Wir berichten über ein Frühgeborenes der 23; 5/7 Schwangerschaftswoche mit einem Geburtsgewicht von 540g. Wegen einer connatalen Anämie erfolgten in den ersten Lebenstagen mehrfache Transfusionen von Erythrozytenkonzentrat. Nach zunächst unauffälliger Echocardiografie fanden wir am 8. Lebenstag eine ausgeprägte Mitralinsuffizienz mit durch Rückstau erweiterten Lungenvenen bei unauffälliger Klappenmorphologie und guter cardialer Pumpfunktion. Nach Befundbestätigung wurde eine Digitalisierung begonnen. Als Ursache sahen wir zunächst eine cardiale Adaptationsstörung bei extremer Unreife. Verlaufskontrollen zeigten eine rückläufige Mitralinsuffizienz, zwei Wochen später hatte sich der Befund vollständig zurückgebildet. In der 5. Lebenswoche erfolgte bei Routinekontrollen im Institut für Transfusionsmedizin der Nachweis von Parvovirus B 19 in dem am 4. Lebenstag verabreichten Erythrozytenkonzentrat. Die daraufhin beim Patienten durchgeführte Diagnostik zeigte ein positives IgG bei negativem IgM sowie eine positive PCR für Parvovirus B 19. Retrospektiv fanden sich weitere Hinweise für eine mögliche Parvovirus B 19 Infektion bei unserem Patienten: ein passagerer Thrombozytenabfall bis minimal 96 Gpt/l am 6. Lebenstag sowie ein leichter Leukozytenabfall zum gleichen Zeitpunkt. Weiterhin waren in der zweiten und dritten Lebenswoche noch viermalig Erythrozytengaben notwendig, möglicherweise als Ausdruck einer passageren Knochenmarkaplasie. Die vorbeschriebenen cardialen Probleme sind in diesem Zusammenhang als Myocarditis durch eine postnatal erworbene Parvovirus B 19 Infektion zu interpretieren. Eine Kontrolle der PCR zwei Wochen später war negativ. Eine Testung der Blutspender auf Parvovirus B 19 ist in den aktuellen Richtlinien nicht vorgesehen. Etwa eine von 1000–2000 Blutspenden enthält Erreger. Die Inaktivierungsmöglichkeiten im Blutprodukt sind unzureichend, so dass eine Parvovirus B 19 Übertragung durch ein Blutprodukt möglich ist. Wie Literaturberichte und das Beispiel unseres Patienten zeigen, handelt es sich um ein im Einzelfall durchaus relevantes Problem. Daraufhin wurde gemeinsam mit dem Jenaer Institut für Transfusionsmedizin vereinbart, für neonatologische Patienten nur noch Erythrozytenkonzentrate von Spendern mit negativer Parvovirus B 19 PCR zu verwenden. Dieses Vorgehen kann aus unserer Sicht die Therapiesicherheit für diese besonders sensible Patientengruppe weiter erhöhen.