Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_107
DOI: 10.1055/s-0030-1261574

Enterale Ernährung Frühgeborener <32 Schwangerschaftswochen oder <1500g Geburtsgewicht von CMV-seropositiven Müttern in Deutschland, Österreich und der Schweiz

H Buxmann 1, M Falk 1, R Goelz 2, K Hamprecht 3, C Poets 2, RL Schloesser 4
  • 1Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt
  • 2Eberhard-Karls-Universität Universitätsklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Tübingen
  • 3Spezialbereich – AG Hamprecht, Institut für Medizinische Virologie, Tübingen
  • 4Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt

Hintergrund: Die Ernährung Frühgeborener (FG) mit Muttermilch (MM) bietet zahlreiche gesundheitliche Vorteile und wird von Fachgesellschaften empfohlen. MM Zytomegalovirus (CMV)-seropositiver Mütter kann bei FG zu symptomatischen CMV-Infektionen führen. Zur Frage, ob frische, gefrorene oder pasteurisierte MM gegeben werden sollte, existieren widersprüchlichen Empfehlungen.

Fragestellung: Wie werden Frühgeborene <32 Schwangerschaftswochen (SSW) oder <1500g Geburtsgewicht (GG) von CMV-seropositven Müttern in neonatologischen Kliniken (NK) in Deutschland (D), Österreich (A) und der Schweiz (CH) enteral ernährt? Material und Methoden: Prospektive Querschnittstudie, die alle von Fachgesellschaften gelisteten NK in D, A und CH umfasste. Im Juni und Juli 2009 wurde ein Fragebogen per E-mail verschickt und anonymisiert erfragt, ob Mütter von FG auf CMV-Antikörper (AK) untersucht wurden und wie FG <32SSW oder <1500g GG von CMV-seropositiven Müttern enteral ernährt wurden. Ergebnisse: 123/210 Fragebögen (58,6%) von NK aus D, 13/26 (50%) aus A und 6/12 (50%) aus der CH mit insgesamt 6232 FG/Jahr, waren analysierbar. 105/142 (73,9%) aller NK bestimmten CMV-AK von Müttern FG <32 SSW oder <1500g GG immer und 18/142 (10,6%) teilweise. In D wurden in 35/123 (28,5%) der NK FG <32SSW/<1500g GG CMV-seropositver Mütter mit Formelnahrung ernährt, nicht dagegen in A oder der CH. Frische MM wurde in 4/6 (66,7%) schweizerischen und 18/123 (14,6%) deutschen NK gefüttert, in A nicht. Langzeitpasteurisierte MM wurde in 40/123 (32,5%) deutschen und 5/13 (38,5%) österreichischen NK gegeben, nicht in der CH. Mit kurzzeitpasteurisierter MM wurde ausschließlich in 7/123 (5,7%) deutschen NK ernährt. Eingefrorene und wieder aufgetaute MM wurde in D (6/123, 4,9%), A (8/13, 61,5%) und der CH (1/6, 16,7%) gefüttert. Diskussion: Die Mehrzahl der NK in D, A und der CH bestimmte die CMV-AK der Mütter. Bei widersprüchlicher Empfehlungslage wurden unterschiedlichste Konsequenzen für die Ernährung der FG gezogen. 35 NK in D ernährten die FG<32SSW oder <1500g GG CMV-seropositiver Mütter mit Formelnahrung. Hierfür gibt es keine Empfehlung und ein erhöhtes Sepsis- und NEC-Risiko für diese Kinder ist denkbar. Schlussfolgerung: Die diametral unterschiedlichen Ernährungsregime in D, A und der CH unterstreichen die Notwendigkeit von Studien zur optimalen enteralen Ernährung dieser Kinder.