Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_104
DOI: 10.1055/s-0030-1261572

ROP Screening des Kölner Hochrisiko-Kollektives 2001–2009

P Muether 1, A Kribs 2, J Schumacher 1, F Eifinger 2, B Kirchhof 1, B Roth 2, S Fauser 1
  • 1Zentrum für Augenheilkunde, Abt. Netzhaut- und Glaskörperchirurgie, Universität zu Köln, Köln
  • 2Univ.-Kinderklinik, Köln

Hintergrund: Die Komplikationen der Frühgeborenen-Retinopathie (ROP) stellen eine der häufigsten kindlichen Erblindungsursachen dar. Das ROP-Screening und stadiengerechte Laserkoagulation (LK) anhand der deutschen Leitlinien kann ein Erreichen der Stadien IV und V mit infauster Visusprognose verhindern. Im Rahmen einer retrospektiven Auswertung frühkindlicher Augenoperationen des Zentrums für Augenheilkunde der Universität Köln seit 2001 wurden jedoch 12 Fälle mit einem ROP-Stadium IV oder V und invasiver operativer Versorgung mit Cerclage oder Vitrektomie identifiziert. Aufgrund dieser alarmierenden Anzahl wurden diese Fälle mit der neonatologischen Datenbank abgeglichen. Dabei zeigte sich, dass sämtliche ROP Stadien IV und V zugewiesene Frühgeborene waren. Dem gegenüber stehen die Ergebnisse des ROP-Screenings der Universitätsklinik Köln in den Jahren 2001–2009. Diese Arbeit wertet das Hochrisiko-Kollektiv eines überregionalen Zentrums der Maximalversorgung aus. Zudem sollen perinatale Komplikationen wie Sepsis, intraventrikuläre Hämorrhagie, Atemnotsyndrome und Blutkonservengabe als Risikofaktoren für die Entstehung einer therapiebedürftigen ROP evaluiert werden. Methoden: Die Auswertungen beziehen sich ausschließlich auf Frühgeborene, die primär und bis zum Abschluss des ROP-Screenings in der Universitätsklinik Köln betreut wurden. Das Screening erfolgte anhand der aktuellen deutschen Leitlinien: Frühgeborene mit einem Gestationsalters (GA) von weniger als 32 Wochen, bzw. einem Geburtsgewicht (GG) von weniger als 1500 Gramm wurden gescreent. Anhand der erweiterten Leitlinien wurde bei GA von 32–36 Wochen und O2-Bedarf von mehr als 3 Tagen gescreent. Bei Vorliegen der Schwellenkriterien erfolgte die Laserkoagulation (LK). Die Daten wurden retrospektiv im Hinblick auf Inzidenz der ROP-Stadien und Behandlungsbedarf ausgewertet. Eine Multivarianz-Analyse perinataler Komplikationen im Hinblick auf eine erforderliche LK erfolgt zur Zeit. Ergebnisse: Zwischen 07/2001 und 12/2009 wurden 731 Frühgeborene, sowie 65 Kinder in den erweiterten Kriterien, gescreent. LK war bei 54 (7,4%) erforderlich. Das durchschnittliche GA der koagulierten Neugeborenen lag bei 24,6 (±1,8) Wochen, das durchschnittliche GG bei 635 (±252) Gramm. Die Kinder ohne LK-Bedarf lagen bei einem durchschnittlichen GA von 28,3 (±2,6) Wochen, das durchschnittliche GG lag bei 1070 (±354) Gramm. Die Therapie-Inzidenz der Jungen war mit 6,4% niedriger als die der Mädchen mit 9,7%. Das relative Risiko einer Therapie-Pflicht nahm mit steigendem GA bzw. GG kontinuierlich ab. Kein Kind erreichte ein ROP-Stadium IV oder V. Kein Kind der erweiterten Kriterien musste koaguliert werden oder erreichte ein ROP-Stadium > II. Schlussfolgerungen: In diesem Hochrisiko-Kollektiv wurden sämtliche Frühgeborene der Universitätsklinik Köln in den Jahren 2001–2009 durch klinische Anwendung der deutschen Leitlinien adäquat gescreent und therapiert. Alle Fälle wurden mit LK beherrscht. Das relative Risiko einer Therapie-Notwendigkeit korrelierte signifikant mit niedrigem GA und GG. Kein Kind über 30 Wochen GA bzw. über 1700 Gramm BW musste behandelt werden. Bezüglich der zugewiesenen Frühgeborenen mit den ROP-Stadien IV oder V sollte die Anwendung der geltenden Leitlinien in allen Screening-Zentren durch entsprechende Qualitätskontrollen sichergestellt werden.