Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_103
DOI: 10.1055/s-0030-1261571

Verlauf der Hospitalisationen von Schwangeren mit drohender Frühgeburt im Perinatalzentrum des Universitätsklinikums Ulm

H Hummler 1, N Rauh 1, H Fuchs 1, W Lindner 1, O Beringer 1, F Reister 2
  • 1Sektion Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Ulm, Ulm
  • 2Frauenklinik, Universitätsklinikum Ulm, Ulm

Einleitung: Schwangere mit drohender Frühgeburt werden im Einzugsbereich der Arbeitsgemeinschaft Neonatologie Ulm pränatal in das Perinatalzentrum Ulm verlegt. Für die Beratung der Schwangeren und die Rückmeldung an die Einweiser sind Daten über das Outcome dieser Schwangerschaften essenziell wichtig. Fragestellung: Wie ist das gestationsaltersabhängige Zuweisungsverhalten im Bereich der Arbeitsgemeinschaft Neonatologie Ulm (ca. 240×100km). Wie lange ist die Latenzzeit bis zur Entbindung? Bei wie vielen Schwangeren kann die Frühgeburt abgewendet werden und wie lange müssen die Schwangeren hospitalisiert werden?

Methodik: Retrospektive Analyse des Behandlungsverlaufs der vom 1.1.2004 bis zum 31.12.2007 im Perinatalzentrum Ulm aufgenommenen Schwangeren mit drohender Frühgeburt zwischen 22+0 und 34+6 SSW. Ergebnisse: In den 4 Jahren wurden 1730 Schwangere mit drohender Frühgeburt mit einem Gestationsalter von 29,0±3,4 SSW (41% mit <28 SSW) stationär aufgenommen (davon 948 [55%] Erstgebärende). 87% der Schwangeren waren einmalig stationär. Die kumulative Dauer des/der stationären Aufenthalte/s betrug 7 (1–86) Tage [median (min-max)] und war selbst bei extremer Unreife (<26 SSW) nur unwesentlich länger: 9 (1–86) Tage. 49% aller aufgenommenen Schwangeren wurden in Ulm entbunden. Die übrigen 51% wurden ganz überwiegend nach Hause entlassen (96%) oder in Einzelfällen in heimatnahe Kliniken zurückverlegt (3%). Nur 7% der aufgenommen Schwangeren wurden am Aufnahmetag entbunden, 77% erst am übernächsten Tag oder später. Die Überlebensrate (unter Berücksichtigung nicht kurativ versorgter Lebendgeborener) betrug 50% (22–23 SSW), 93% (24–25 SSW), 89% (26–27 SSW), 96% (28–29 SSW), 98% (30–31 SSW), 98% (32–33 SSW) und 100% (34 SSW). Der geografische Einzugsbereich für Schwangere mit einem Gestationsalter <28 SSW war deutlich größer als für >28 SSW. Schlussfolgerung: Die meisten Schwangeren mit drohender Frühgeburt mussten nur einmalig stationär aufgenommen werden. Die mediane Aufenthaltsdauer lag bei 1 Woche und selbst bei extremer Unreife bei nur 9 Tagen. Die Hälfte der Frühgeburten konnte abgewendet werden. Eine Frühgeburt fand meist erst am übernächsten Tag oder später statt. Der geografische Einzugsbereich belegt das risikoadjustierte Zuweisungsverhalten der umliegenden Geburtskliniken.