Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_99
DOI: 10.1055/s-0030-1261567

Wer soll transfundiert werden? Eine Selektion mittels Messung der Gewebeoxigenierung

M Knüpfer 1, D Seidel 1, C Gebauer 1, F Pulzer 1, A Bläser 1, U Thome 1
  • 1Universitätskinderklinik, Leipzig

Einleitung/Frage: Die Frage, wann und unter welchen Umständen ein gesundes Frühgeborenes Erythrozytenkonzentrat (EK) erhalten soll, wird weiterhin kontrovers diskutiert. Ebenso ist die mögliche Beziehung zwischen niedrigem Hk und Anzahl und Intensität von Sauerstoffsättigunsabfällen bisher nicht eindeutig geklärt. Die prospektiv angelegte Studie untersucht, inwiefern die Messung der Gewebsoxygenierung Frühgeborenen-Subgruppen detektiert, die von einer Transfusion profitieren. Methode: Zur Entscheidung ob ein Kind transfundiert wird, kommt eine klinikinterne Transfusionsrichtlinie zur Anwendung, die eine abgestufte Transfusionsbedürftigkeit von Hk 0,2–0,4 je nach aktuellem Zustand des Kindes vorsieht. 4h vor, während sowie 4h und 24–48h nach Transfusion wird mittels INVOS 5100C durch Nahinfrarotspektroskopie die zerebrale (crSO2) und abdominale (arSO2) Hämoglobinsättigung ermittelt. Gleichzeitig wird die Art und Intensität der Atemhilfe und der FiO2 analysiert und die Anzahl der pulsoximetrisch gemessenen Sauerstoffabfälle unter 80% gemessen. Ergebnisse: Insgesamt wurden bisher 33 Patienten (37,2±25 Lebenstag), mit einem Gewicht von 1316±657 (595–3200g) untersucht. Bei allen Patienten stieg die Gewebeoxigenierung unter Transfusion an und blieb auch bei Kontrolle nach 24h im Vergleich zur Zeit vor Transfusion erhöht. Die zerebrale Oxigenierung (crSO2) stieg dabei durchschnittlich von 53,1%±13,4 vor auf 66,3%±11,2% 24h nach EK-Gabe und die abdominale Oxigenierung (arSO2) von 41,0%±17,0% auf 61,2%±18,1%. Der Anstieg der crSO2 korrelierte negativ linear mit den Sättigungsabfällen unter 80% bei Patienten mit intraventrikulärer Hämorrhagie (r=-1; p<0,01) und bei Patienten mit crSO2 Ausgangswerten unter 60% (r=-0,84; p=0,16), aber nicht bei Patienten mit crSO2-Ausgangswerten über 60% (r=-0,53; p=0,47). Zusammenfassung: Die Studie zeigt das erwartete Ergebniss, dass mittels Nahinfrarotspektroskopie erhöhte Gewebeoxigenierung nach Transfusion gemessen werden kann. Die Ergebnisse legen nahe, dass Patienten mit Hirnblutungen und solche, die initial niedrige Gewebeoxigenierungswerte haben, klinisch von der Transfusion durch verminderte Sauerstoffabfälle profitieren.