Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_91
DOI: 10.1055/s-0030-1261559

Vergleich der postnatalen Sauerstoffsättigung und zerebralen dopplersonographischen Perfusionsparameter bei spontan und per sectionem geborenen reifen Neugeborenen

A Meichsner 1, E Robel-Tillig 1
  • 1Städtisches Klinikum St. Georg Kinderklinik, Leipzig

Hintergrund: Unmittelbar nach der Geburt stellt sich der fetale Kreislauf um. Die intrauterine Sättigung von ca. 50% steigt stetig an, bis sie nach mehreren Minuten postnatal >96% erreicht. Bekannt sind verzögerte Anpassungen nach Sectiones im Vergleich zu spontan geborenen Kindern. Bis jetzt wurden nur 3 (außereuropäische) Studien zur Sauerstoffsättigung im Blut von Neugeborenen veröffentlicht, die diese Erfahrung belegen. Dopplersonographische Untersuchungen der zerebralen Perfusion im Vergleich zwischen prim. und sek. Sectio sind nicht bekannt. Patienten: Wir untersuchten unmittelbar postnatal (1. bis 12. Lebensminute) die postduktale Sauerstoffsättigung bei NG, die durch prim. Sectio (Gr. 1, n=18), sek. Sectio (Gr. 2, n=9) und spontan (Gr. 3, n=7) geboren wurden und sich ungestört adaptierten. Bei den per Kaiserschnitt geborenen Kindern wurden in der 2., 6. und 10. Minute zusätzlich dopplersonographische Untersuchungen der A. cerebri ant. durchgeführt.

Ergebnisse: Die mittleren initialen Sauerstoffsättigungen liegen niedrig zwischen 51% und 63%. Die deutlichsten Unterschiede der mittleren Sättigungswerte zwischen den einzelnen Gruppen zeigten sich in der 1. Minute: prim. Sectio: 52%, sek. Sectio: 63%, spontan Geborene: 61%. Im Verlauf erreichten spontan geborene Kinder im Mittel nach 4 Minuten eine stabile Sättigung über 85%, Kinder aus Gr. 1 nach 7 Minuten, Kinder aus Gr. 2 nach 6 Minuten (signifikant). Bis zur 10. Lebensminute hatten alle Kinder Werte um 90% erreicht. Es war nicht möglich, klinisch von der Hautfarbe auf die gemessenen Sättigungswerte zu schließen, d.h. auch Kinder mit Sättigungen unter 85% erschienen rosig und gut adaptiert. Initial waren die Sauerstoffsättigungen der Gr. 2 (sek. Sectio) und 3 (spontan Geborene) vergleichbar und höher als bei den Kindern aus Gr. 1, im weiteren Verlauf erreichten jedoch auch hier die spontan geborenen Kinder signifikant eher Sättigungswerte >85%. Bei den Dopplerflussmessungen fanden wir signifikante Unterschiede in der 2. Minute. Der PI betrug bei Gr. 1 1,02., in Gr. 2 0,74. Dies spricht für eine gestörte Autoregulation beider Gruppen und insbesondere der Kinder, die per sek. Sectio zur Welt kamen. Im Verlauf stieg der PI beider Gruppen auf vergleichbar höhere Werte (>1,1) an. Diskussion: Bisherige Studien (Altuncu et al). beschrieben eine initial deutlich höhere Sauerstoffsättigung in der ersten Lebensminute als wir (Sectio: 70% vs. 52%, spontan: 71% vs. 62%). Wir gehen daher von einer physiologisch wesentlich langsameren Anpassung auch spontan geborener Kinder aus als in den beschriebenen Studien. Der Zeitpunkt des postnatalen Einsatzes von Sauerstoff sollte daher überdacht werden. Die von Rabi et al. untersuchten Sectio-Kinder erreichten nach 5min. Sättigungen >85%, dies ist mit unseren Ergebnissen vergleichbar.