Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_84
DOI: 10.1055/s-0030-1261552

Angiotensin II-Rezeptor Blocker bedingte Fetopathie: 2 Fallberichte

C Hünseler 1, A Oberthür 1, A Vierzig 1, A Kribs 1, B Hoppe 1, B Roth 1
  • 1Univ.-Kinderklinik, Köln

Hintergrund: Angiotensin II ist ein Oktapeptid, welches die Schlüsselposition im für die Regulation des Blutdrucks und des Wasserhaushaltes zuständigen Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) einnimmt. Angiotensin-II Rezeptorblocker (AngII-RB) werden zur Therapie des arteriellen Hypertonus sowie der Herzinsuffizienz eingesetzt. Seit der Markteinführung im Jahr 1996 sind 64 Fälle von Fetopathien mit teilweise fatalem Ausgang veröffentlicht worden. Wir fügen zwei weitere Fälle hinzu, die das hohe Risiko einer Anwendung der AngII-RB in der Schwangerschaft unterstreichen.

Fall 1: In der 31. SSW wurde ein Oligohydramnion bei Einnahme von Candesartan durch die Mutter festgestellt. Bei weiterhin fehlender Fruchtwasserproduktion erfolgte die Schnittentbindung in der 31+5. SSW. Das Frühgeborene zeigte eine Niereninsuffizienz, Oligohydramniesequenz mit Lungenhypoplasie, pulmonalem Hypertonus und Fehlstellungen sowie eine ausgeprägte Hypocalvarie. Anfänglich bestand eine deutliche arterielle Hypotension. Unter NO-HFO-Beatmung, Katecholamintherapie und Peritonealdialyse kam es zu einer Stabilisierung und eine kompensierte Niereninsuffizienz mit begleitendem arteriellem Hypertonus stellte sich ein, das Kind konnte in diesem Zustand nach 7 Wochen entlassen werden. Fall 2: Es handelt sich um ein übertragenes weibliches Neugeborenes. Die Mutter nahm während der gesamten Schwangerschaft Valsartan ein. Nach der Geburt entwickelte das Kind ein massives Atemnnotsyndrom, bei ausgeprägter Lungenhypoplasie entstand ein Pneumothorax rechts und ein schwerer pulmonaler Hypertonus bei gleichzeitig katecholaminrefraktärer arterieller Hypotonie. Zusätzlich imponierte auch bei diesem Kind eine massive cranielle Ossifikationsstörung. Das Kind verstarb am 2. Lebenstag im kardiorespiratorischen Versagen. Diskussion: Bei beiden Kindern darf die mütterliche Einnahme eines AngII-RB als Ursache des intrauterinen Nierenversagens angesehen werden, das zu einer Oligurie und Lungenhypoplasie führte. Verursacht wird das Nierenversagen wahrscheinlich durch eine verminderte renale Perfusion bei arterieller Hypotension des Feten, welche auch zu der Ossifikationsstörung durch verminderte Angiogenese im membranösen Knochen führen soll. Die beiden Fälle unterstreichen die Gefährlichkeit der Einnahme von AngII -RB in der Schwangerschaft mit dem Risiko bleibender Schäden oder eines fatalen Ausgangs. Die Kombination einer Oligurie mit Oligohydramnie-Sequenz, arterieller Hypotension und Verknöcherungsstörung der Kalotte sollte an die Einnahme von AngII-RB bzw. Störungen im RAAS denken lassen.