Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_81
DOI: 10.1055/s-0030-1261549

Effektivität der fetoskopischen trachealen Ballonokklusion bei Neugeborenen mit Zwerchfellhernie

J Christ 1, F Loersch 1, T Kohl 2, R Schaffelder 1, K Reinshagen 1, T Schaible 1
  • 1Kinderklinik, Klinikum Mannheim, Mannheim
  • 2Universitätsklinik Zentrum f. Kinderheilkunde, Bonn

Hintergrund: Bei pränatal bekannten Feten mit angeborener Zwerchfellhernie (CDH) kann mittels Ultraschalluntersuchung und mittels intrauterinem MRT über das zu erwartende Lungenvolumen eine Prognose gestellt werden. Bei Patienten mit schlechter Prognose kann die ‘fetoskopische tracheale ballon occlusion' (TO) einen positiven Einfluss auf das Lungenvolumen sowie das Lungenwachstum haben und somit möglicherweise das Outcome verbessern. Wir haben Patienten, die wegen einer schlechten Prognose eine TO bekommen haben, mit Patienten gleichen Lungenvolumens ohne fetale Therapie gematched und das Überleben verglichen. Material und Methode: In die Studie wurden 21 Patienten eingeschlossen. Als Einschluss für die TO wurde das relativierte fetale Lungenvolumen (RFLV) im MRT der 29+0 bis 33+6 SSW von unter 25% gewählt. Der Ballon wurde in der 32–34 SSW eingesetzt und für 10 Tage belassen. Ausgeschlossen wurden beidseitige CDH, Syndrome sowie TO, die in einem anderen Zentrum nach anderem Standard gelegt wurden. Als matched pair wurde der Patient mit CDH und dem RFLV, das am nächsten bei dem Wert des TO Patienten lag (mit einer maximalen Differenz von±2,5%), der die Hernie auf der gleichen Seite hatte, dessen MRT im gleichen Zeitraum gemacht wurde (±10d) und der im gleichen Alter entbunden wurde (±10d) ausgewählt. ECMO wurde nicht durchgeführt, wenn der Patient sich mit protrahierter Asphyxie präsentierte (pCO2 bei Aufnahme über 120mmHg), wenn es keine Einschlusskriterien gab (Patient ohne ECMO stabil) oder wenn eine Geburt vor 34+0 SSW erfolgte. Ergebnisse: Von den 21 eingeschlossenen TO Patienten haben 13 eine linksseitige und 9 eine rechtsseitige CDH. Das mittlere Gestationsalter bei Entbindung war 35+2 SSW, das Geburtsgewicht lag bei 2463g. In der Gruppe der matched pairs ohne TO lag das mittlere Gestationsalter bei 37+0 SSW, das Geburtsgewicht betrug 2712g. Das mittlere RFLV betrug in der Interventionsgruppe 19,1% (Kontrollgruppe 19,9%) in der 29+0 SSW (Kontrollgruppe 29+6 SSW). ECMO wurde bei 4 Kindern nicht durchgeführt wegen protrahierter Asphyxie (Interventionsgruppe n=2, Kontrollgruppe n=2); ECMO war nicht notwendig bei 11 Kindern (Interventionsgruppe n=4, Kontrollgruppe n=7); wegen Frühgeburtlichkeit war ECMO bei 2 Kindern nicht möglich (Interventionsgruppe n=1, Kontrollgruppe n=1). Die ECMO Rate lag bei Kindern in der Interventionsgruppe bei 81%, in der Kontrollgruppe bei 67%, die ECMO Dauer betrug 10,8 Tage bzw. 10 Tage. Überlebt haben 57% der TO Kinder und 52% der Kinder in der Kontrollgruppe.

Schlussfolgerung: Die späte TO ist sicher ohne relevante Frühgeburtlichkeit durchführbar.

Der Effekt der TO auf das Überleben in einem standardisierten postnatalen Setting, einschließlich der Therapieoption ECMO, ist bisher nicht klar nachzuweisen. Durch den fetoskopischen Eingriff wurde kein Kind verloren. TO sollte im Idealfall in einer breit angelegten kontrollierten, randomisierten Studie durchgeführt werden.