Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_78
DOI: 10.1055/s-0030-1261546

Donohue-Syndrom – seltene Ursache einer schweren Dystrophie

K Sasse 1, P Gudowius 1, I Akkurt 2, J Kohlhase 3, A von der Wense 1
  • 1Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg
  • 2Altonaer Kinderkrankenhaus, Hamburg
  • 3Praxis für Humangenetik, Freiburg

Einleitung: Das Donohue-Syndrom (Leprechaunismus) ist eine extrem seltene Erkrankung basierend auf einer autosomal rezessiven Mutation des Insulinrezeptor-Gens. Es resultieren intrauterine und postnatale Wachstumsretardierung, Verminderung des subkutanen Fettgewebes, charakteristische Fazies, Akanthosis nigricans, Hypertrophie der Genitalien, zystische Ovarien, geblähtes Abdomen sowie Störungen des Glukosestoffwechsels mit Insulinresistenz und Hyperinsulinismus. Die meisten Patienten versterben in den ersten Lebensmonaten, das Erreichen des Erwachsenenalters ist jedoch möglich. Fallbeschreibung: Wir berichten über ein dystrophes, reifes weibliches Neugeborenes, zweites Kind konsanguiner Eltern. Geburtsgewicht 1865g (<3. P), Länge 40cm (<3. P), Kopfumfang 33cm (30. P). Phänotypisch zeigte sich eine gnomenhafte Fazies mit großen Augen, tiefer, breiter Nasenwurzel, breiten Lippen, Gingivahypertrophie, tiefsitzenden Ohren, Cutis laxa und Tabaksbeutelgesäß bei stark vermindertem subkutanem Fettgewebe, Klitorishypertrophie, Mamillenhypertrophie, ein geblähtes Abdomen sowie Hypertrichose. Sonographisch lagen polyzystische Ovarien beidseits vor. Am 8. Lebenstag, nach Ende der begleitenden parenteralen Ernährung, trat eine Hyperglykämie von 187mg/dl auf. Ein erhöhter Insulinspiegel von 3429 mU/l erhärtete die Verdachtsdiagnose eines Donohue-Syndroms. Die DNA-Analyse wies eine homozygote, bisher nicht beschriebene Mutation c.1850C>G, p.T617R im Insulinrezeptor-Gen (INSR-Gen) nach. Der weitere klinische Verlauf war geprägt durch Gedeihstörung, intermittierende präprandiale Hypo- und postprandiale Hyperglykämien und renale Tubulopathie mit Elektrolytverlusten. Bei fehlender kausaler Therapieoption, erfolgte eine regelmäßige, 3–4 stündliche Nahrungszufuhr und Blutzuckerkontrollen sowie eine orale Elektrolytsubstitution. Diskussion und Schlussfolgerung: Bei phänotypisch auffälligen Neugeborenen mit Blutzuckerschwankungen im Zusammenhang mit Konsanguinität sollte differenzialdiagnostisch an ein Donohue-Syndrom gedacht werden. Eine Humangenetische Beratung der Eltern bei autosomal rezessivem Erbgang ist zu empfehlen. Bisher gibt es keine spezifische Therapie. Seit 1990 gibt es Berichte über eine Behandlung mit insulinähnlichen Wachstumsfaktoren bei Insulinresistenz, so dass ein Therapieversuch mit rekombinantem humanen IGF-1 zu erwägen ist. Diese hat das Ziel, die postprandialen Hyperglykämien und das postnatale Wachstum positiv zu beeinflussen, sowie die Entwicklung einer Kardiomyopathie zu verhindern.