Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_75
DOI: 10.1055/s-0030-1261543

Fetales MRT bei frühzeitigem Blasensprung und Lungenhypoplasie – eine Zwillingsuntersuchung

HC Schneider 1, T Dütting 2, B Leonhart 3, P Kristen 3, G Frauendienst-Egger 1
  • 1Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Klinikum am Steinenberg, Reutlingen
  • 2Radiologie, Klinikum am Steinenberg, Reutlingen
  • 3Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinikum am Steinenberg, Reutlingen

Stationäre Aufnahme einer 22-jährigen Schwangeren mit einer Geminigravidität (21+4 SSW, diamniot, dichorial) und Wachstumsretardierung eines Zwillings bei frühzeitigem Blasensprung in der 16. SSW.

Es stellte sich die Frage ob aufgrund des mangelnden Wachstums des kleineren Zwillings eine Entbindung erfolgen oder ob bei infauster Prognose die Schwangerschaft im Hinblick auf die Mutter und den gesunden Zwilling erhalten werden sollte. Zur Abschätzung der Lungenhypoplasie des kleineren Zwillings wurde mit 28+1 SSW eine abdominelle MRT – Untersuchung der Mutter (True FISP und HASTE Sequenzen) durchgeführt. Insbesondere sollte die Morphologie (mean signal intensity=pixel value) 1 und das Volumen der Lungen der Kinder verglichen und mithilfe von Literaturdaten eine Risikoabschätzung für das Überleben des kleineren Zwillings versucht werden.

Die Lungenvolumina wurden durch Messungen in coronarer und transversaler Richtung für beide Lungen getrennt erhoben und durch Näherung als Hälfte eines Ellipsoidkegels berechnet, bzw als Summe der angeschnittenen Lungenflächen (x der Schichtdicke (3mm)) bestimmt.

Dabei fand sich ein Gesamtlungenvolumen des großen Zwillings von 41 bzw 42ml (ca 50. Perc./SSW), des Kleineren von 9,7ml bzw 13,5ml (<<95% CI) 2. Die relative Lung-Head-ratio (LHR) in Prozent der erwarteten LHR lag beim größeren Zwilling bei 98%, beim Kleineren bei 23% –35% mit sehr schlechter Prognose (Tod oder ECMO) 3. Die Schwangerschaft konnte unter tolerablen Entzündungszeichen bis 30+3 SSW prolongiert werden. Die Zwillinge wurden mit 890g (3. P.) bzw 1480g (50. P.) geboren. Der Erstere verstarb trotz lungenprotektiver Beatmung, Surfactant, permissiver Hypoxie und Hyperkapnie, HFO und NO-Beatmung nach 2 Tagen in respiratorischer Insuffizienz.

Fazit: Die Bestimmung des fetalen Lungenvolumens mittels MRT ermöglichte eine Risikoabschätzung mit Planung der postpartalen Phase und die Vorbereitung der Eltern auf die infauste Prognose des Kindes.

1 Osada H, et al. Radiology. 2004 Jun;231(3):887–92, 2 Rypens F. et al Radiology. 2001 Apr;219(1):236–41, 3 Kilian AK. et al. Klin Paediatr. 2009 Sep;221(5):295–301