Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_58
DOI: 10.1055/s-0030-1261523

Gibt es frühe prognostische Kriterien für die respiratorische Mortalität von Neugeborenen mit Oligo-/Anhydramnion renaler Genese?

K Mehler 1, B Beck 2, G Rahimi 3, A Kribs 1
  • 1Neonatologie, Universitätskinderklinik, Köln
  • 2Kindernephrologie, Universitätskinderklinik, Köln
  • 3Pränatalmedizin, Universitätsfrauenklinik, Köln

Einleitung: Ein Oligo- oder Anhydramnion renaler Genese führt beim Neugeborenen neben dem komplexen Problem der Niereninsuffizienz aufgrund der Lungenhypoplasie zu einer hohen pulmonalen Morbidität und Mortalität. Im Gegensatz zu anderen für die Neonatologie relevanten Lungenerkrankungen sind hier pränatale Parameter zur Abschätzung der Prognose unsicher und frühe postnatale Parameter worden bisher nicht systematisch untersucht. Fragestellung: Können Parameter wie FiO2, Oxigenierungsindex (OI) und pCO2 in den ersten 24 Lebensstunden als prognostische Parameter einer respiratorischen Stabilisierung herangezogen werden? Material und Methode: In die Studie eingeschlossen wurden 23 Neugeborene (geboren in der Universitätsfrauenklinik Köln 2001–2007), bei denen ein Oligo-/Anhydramnion aufgrund einer Nierenerkrankung vorlag und deren Eltern sich für eine Intensivtherapie inklusive ggf. Nierenersatztherapie entschieden. Retrospektiv wurde das klinische Outcome der Patienten, Beatmungshäufigkeit, Einsatz von HFOV und inhalativem NO, Auftreten eines Pneumothorax, einer pulmonalen Hypertonie und Häufigkeit des Einsatzes von Katecholaminen erfasst. Maximaler OI, maximale FiO2 (Ziel pO2>50mmHG) und maximaler pCO2 am ersten Lebenstag der Überlebenden wurde mit den Neugeborenen verglichen, die innerhalb von 48 Stunden trotz maximaler Therapie verstarben. Ergebnisse: Von den 23 Patienten litten 14 Patienten an einer obstruktiven Uropathie (OU), 7 an einer Nierendysgenesie bzw. -agenesie (NA) und zwei an einer ARPKD. 16 (OU:11/NA:4/ARPKD:1) Neugeborene überlebten >48 Stunden. Bei 17 (9/6/2) Patienten wurde eine maschinelle Beatmung durchgeführt, 9 (7/2/0) wurden HFOV beatmet, 7 (3/2/2) erhielten inhalatives NO. Bei 9 (5/4/0) Patienten erfolgte eine Kreislaufstabilisierung mit Dopamin/Dobutamin, bei 3 (2/1/0) Patienten mit Adrenalin/Noradrenalin. Ein Pneumothorax trat bei 8 (4/3/1), ein pulmonaler Hypertonus bei 10 (5/4/1) Patienten auf. Die maximale FiO2 in der Gruppe der Verstorbenen lag am ersten Lebenstag ausnahmslos bei 1,0 die maximale FiO2 der Überlebenden lag im Mittel bei 0,4 (±0,26, p<0,005). In den Gruppen der Patienten mit OU bzw. NA lag die FiO2 bei den Verstorbenen in den Gruppen ebenfalls signifikant höher als bei den Überlebenden. Der maximale OI am 1. Lebenstag lag bei den Überlebenden im Mittel bei 8,6 (±13) und bei den Verstorbenen bei 53,3 (±30, p<0,05). Der maximale pCO2 unterschied sich bei Überlebenden und Verstorbene am ersten Lebenstag nicht signifikant. Schlussfolgerung: Maximale FiO2 und maximaler OI sind Parameter, die auf der Intensivstation regelhaft erhoben werden. Sie eignen sich daher zur frühen Prognoseabschätzung von Neugeborenen mit CAKUT und pränataler Nierenfunktionseinschränkung. Die Aussage, ob eine respiratorische Stabilisierung gelingt, ist somit frühzeitig möglich.