Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_55
DOI: 10.1055/s-0030-1261520

Postnatale Hospitalisation nach assistierter Reproduktionstechnologie (ART) –Überblick über einen 5-Jahreszeitraum

C Weisser 1, B Maier 2, J Rücker 1
  • 1Sonderauftrag Neonatologie, Landeskrankenhaus Salzburg, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Österreich
  • 2Spezialambulanz für assisitierte Reproduktion, Landeskrankenhaus Salzburg, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Salzburg, Österreich

Einleitung: Assistierte Reproduktionstechnologien (ART) kommen weltweit als Fortpflanzungsmethode bei Infertilität zum Einsatz. Als potentieller Ausweg aus der ungewollten Kinderlosigkeit muss der Benefit eines erfüllten Kinderwunsches gegen mögliche Früh- und Spätschäden für das hierdurch entstandene Kind abgewogen werden. ART prädisponieren beispielsweise zu negativen Effekten wie Frühgeburtlichkeit und niedrigem Geburtsgewicht, was zwar vorangig ein Problem bei Mehrlingsschwangerschaften nach ART darstellt, jedoch auch bei Einlingsschwangerschaften in zunehmendem Ausmaß zu verzeichnen ist. Gründe hierfür werden in den zugrunde liegenden Ursachen der Infertilität oder der Form der angewandten ART vermutet.

Methodik: Die Daten der Jahrgänge 2005–2009 wurden retrospektiv bezüglich Reproduktionsmodus, biologischer und sozioökonomischer Daten der Mutter, Hospitalisationsgründe und Kurzzeitoutcome der Neugeborenen bei Entlassung analysiert. Ergebnisse: Bei einer über die Jahre unwesentlich schwankenden Anzahl von im Durchschnitt 2040 Geburten pro Jahr liegt der Anteil der durch ART konzipierten Kinder konstant um ca. 3,5%. Das Verhältnis von Einlingen zu Mehrlingen bleibt über die Jahre nahezu unverändert mit einem Mehrlingsanteil von ca. 35% und einem Zwillingsanteil hierbei von 85%. In den letzten beiden Jahrgängen ist ein deutlicher Anstieg des Anteils der ART-Neugeborenen auf zuletzt 9,7% der Gesamtzahl der postnatalen Hospitalisationen zu verzeichnen. Besorgniserregend hierbei ist vorrangig der Umstand, dass die Zunahme speziell die Untergruppe der very-low-birthweight- (VLBW) und extremly-low-birthweight- (ELBW)-Kinder betrifft. Grund hierfür scheint vorangig die Zunahme des mütterlichen Konzeptionsalters insgesamt, jedoch besonders ausgeprägt in der Gruppe der ELBW-Kinder zu sein. Hinsichtlich der Kurzzeitoutcomeparameter nach Hospitalisation ergeben sich in der Gesamtheit keine signifikanten Unterschiede der ART-Kinder zu spontankonzipierten Kindern. Jedoch zeigt sich in der Gruppe der VLBW- und ELBW-Kinder ein Trend hinsichtlich erhöhter Morbidität und Mortalität der ART-Kinder. Das schlechteste Outcome ist bei der Kombination von Eizellspende (in Österreich nicht zugelassen) mit weit fortgeschrittenem mütterlichem Konzeptionsalter zu verzeichnen. Diskussion: Neonatales Outcome und Langzeitoutcome nach ART müssen kontrolliert dokumentiert und analysiert werden und sollten in den elterlichen Entscheidungsprozess im Rahmen der Reproduktionsmedizin einfliessen.