Einleitung: Frühgeburt und Hydrops fetalis (HF) bedeuten für das Neugeborene eine gravierende
Einschränkung der Prognose. Wir möchten anhand eines Fallbeispiels die DD und Therapie
des kongenitalen Hydrops beschreiben. Fallbericht: Ein Frühgeborenes wurde in der 29. SSW per eiliger Sectio aufgrund eines fetalen
Aszites und einer Tachykardie (V.a. Kammerflimmern) entbunden. Es präsentierte sich
mit einem ausgeprägten Hydrops fetalis und musste primär intubiert und zunächst mit
hohen Drücken beatmet werden. Die Herzfrequenz des Kindes war bei Geburt normal. Durch
regelmäßige Aszitespunktionen, Flüssigkeitsrestriktion, Diuretika und Humanalbumin
gelang es, innerhalb von 2 Wochen die Ödeme auszuschwemmen und das Kind von der Beatmung
zu entwöhnen. Ab dem 7. Lebenstag kam es mehrmals zum Auftreten supraventrikulärer
Tachykardien (am wahrscheinlichsten concealed WPW-Syndrom) mit einer HF bis 400/Min.,
die mit Adenosin i.v. unterbrochen werden konnten. Wir begannen eine antiarrhythmische
Dauertherapie mit Propafenon. Im weiteren Verlauf traten keine Rhythmusstörungen mehr
auf. Das Frühgeborene konnte nach 9 Wochen nach Hause entlassen werden. Direkt postnatal
wurde eine ausführliche Diagnostik zur Klärung der Ursache des HF durchgeführt. Da
sich in der zytologischen Aszites-Untersuchung eine massive Lymphozytose zeigte, wurden
die Tumormarker NSE, AFP, HCG und Vanillinmandelsäure bestimmt, die alle normwertig
waren. Die Immunzytologie erbrachte keinen Hinweis auf pathologische Lymphozyten im
Punktat. Parvovirus B19, TORCH, EBV und kardiotrope Viren in Blut und Aszites waren
nicht nachweisbar oder es bestand eine Leihimmunität. Die orientierende Stoffwechseluntersuchung
war gleichfalls unauffällig. Sonstige Anomalien lagen bei dem Frühgeborenen nicht
vor. Diskussion: Die Ursache eines HF ist vielfältig: sie ist zu ca. 20% kardiovaskulär und zu jeweils
etwa 10% chromosomal, hämatologisch oder infektiologisch. Etwa 20% der Fälle sind
idiopathisch. Andere, seltenere Ursachen sind Fehlbildungen von Thorax oder Harnwegen,
fetofetale Transfusion, Fehlbildungen der Lymphgefäße, Syndrome und Stoffwechselstörungen.
Ist die Genese des Hydrops kardial, können eine Rhythmusstörung, eine Kardiomyopathie
oder ein angeborenes Vitium vorliegen. Das Mortalitätsrisiko bei Lebendgeborenen mit
HF beträgt bis zu 60%, das höchste Risiko liegt vor bei angeborenen Anomalien und
Frühgeburtlichkeit [Abrams et al, 2007, Bellini et al, 2009, Hofstaetter et al, 2006].
In unserem Fallbeispiel lag als Ursache des HF eine supraventrikuläre Tachykardie
vor. Dass die Ursache des HF wie in unserem Fallbeispiel gezielt behandelt werden
konnte, trägt wesentlich zum positiven Verlauf bei. Schlussfolgerung ist, dass bei
Vorliegen eines HF stets eine ausführliche Diagnostik durchgeführt werden sollte,
um die zugrunde liegende Erkrankung zu finden und dann gezielt zu behandeln.