Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_41
DOI: 10.1055/s-0030-1261503

Aussagekraft des von der American Academy of Pediatrics vorgeschlagenen Scores für reanimierte Neugeborene

M Rüdiger 1, N Braun 1, H Küster 2
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Kinderklinik, Dresden
  • 2Kinderklinik, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald

Hintergrund: Die Vergleichbarkeit und Aussagekraft des Apgar-Score ist bei der Verwendung für reanimierte Neugeborene stark eingeschränkt. Bisher gibt es keinen allgemeingültigen Konsens darüber, wie der Apgar-Score bei reanimierten Neugeborenen angewandt werden soll, da die einzelnen Elemente, aus denen sich der Score zusammensetzt, durch die Reanimationsmaßnahmen verändert werden. Aus diesem Grunde wurde von der American Academy of Pediatrics (AAP) vorgeschlagen, den Apgar-Score durch die zusätzliche Erhebung intensivmedizinisch angewandter Maßnahmen (AAP-Score) zu erweitern, um den Zustand dieser Neugeborenen besser einschätzen und dokumentieren zu können. Obwohl dieser AAP-Score für reanimierte Frühgeborene bereits vor 4 Jahren vorgeschlagen [AAP Ped 09:98;1433–36] wurde, fehlen bislang Daten, welche die prädiktive Aussagekraft dieser zusätzlichen Parameter prüfen. Fragestellung: Erlaubt der AAP-Score eine bessere Vorhersage der neonatalen Morbidität als der konventionelle Apgar Score? Methodik: Im Rahmen der TEST-APGAR Studie wurden in 20 Zentren aus 13 Ländern verschiedene Daten von Frühgeborenen <32 SSW mittels 3 standardisierter Fragebögen erfasst: (A) perinatale Charakteristik (Gestationsalter, Geburtsgewicht, Geburtsmodus, Nabelarterien-pH); (B) detaillierte Beschreibung des Zustandes des Neugeborenen 1, 5 und 10 Minuten nach der Geburt mittels Apgar-Score, sowie die Dokumentation zur Anwendung der eingeleiteten intensivmedizinischen Maßnahmen mittels des AAP-Score (Sauerstoffapplikation, endotracheale Intubation, CPAP-Beatmung, Anwendung von Katecholaminen, Reanimation); (C) Daten bezüglich Mortalität und Morbidität zum Zeitpunkt der Entlassung (Tod, Entlassungsgewicht, Vorhandensein einer Lungenerkrankung, Hirnblutung, Retinopathie). Ergebnisse: Von 2169 Frühgeborene wurden 1930 in die Studie eingeschlossen (Median 89 pro Zentrum; Spanne 23–229). Für 1820 Frühgeborene liegen Daten für den AAP-Score vor, die komplette Erhebung der Entlassungsdaten wurde erst im Februar abgeschlossen. 6% der Frühgeborenen bedurften keinerlei Reanimationsmaßnahmen während der ersten 10 Minuten, (17%, 13%, 12% mit 1, 5 bzw. 10 Minuten). Frühgeborene, die während der Neonatalperiode verstarben, hatten mit 1 und 5 Minuten einen höheren AAP-Score als Frühgeborene, die lebend nach Hause entlassen wurden. Diskussion: Die vorliegende Studie ist der erste Versuch, die prädiktive Aussagekraft des AAP-Scores zu evaluieren. Die von der AAP zur Erhebung zusätzlich vorgeschlagenen Werte erlauben eine bessere Vorhersage der Mortalität als der konventionelle Apgar Score allein. Allerdings ist die Erfassung aufwendiger und löst nicht die Probleme der fehlenden Definition einiger Elemente des konventionellen Apgar.

Die Studie wurde unterstützt durch die „Else-Kröner-Fresenius-Stiftung". Die Präsentation erfolgt im Namen aller TEST-APGAR-Studienzentren.