Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_40a
DOI: 10.1055/s-0030-1261502

Einsatz von inhalativen Steroiden bei Extrem-Frühgeborenen: Eine Umfrage an neonatologischen Abteilungen in Deutschland

C Maas 1, CF Poets 1, J Nufer 1, D Bassler 1
  • 1Eberhard-Karls-Universität Universitätsklinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Tübingen

Hintergrund und Fragestellung: In der Pathogenese der Bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) spielen Inflammationsprozesse eine wichtige Rolle. Inhalative Steroide (IS) besitzen antientzündliche Eigenschaften und werden zur Therapie der BPD eingesetzt. Wir führten eine Umfrage an deutschen neonatologischen Abteilungen durch, um den aktuellen Stellenwert einer IS-Therapie zur BPD-Prävention und -Therapie bei Extrem-Frühgeborenen zu untersuchen. Material und Methoden:

Ein anonymisierter Fragebogen mit 18 Fragen wurde im März 2009 an 343 deutsche Kinderkrankenhäuser mit Versorgung neonatologischer Patienten elektronisch verschickt. Bei ausstehender Rückmeldung erfolgten im Abstand von jeweils 4 Wochen zwei erneute Anfragen. Wir präsentieren die Umfrageergebnisse als Absolutzahlen mit Prozentangaben. Ergebnisse:

Die Rücklaufquote lag im Gesamtkollektiv bei 65% (223/343); in der Gruppe der Universitätskliniken bei 82% (27/33). 102 Abteilungen (45,7%) gaben an, IS zur Behandlung von Frühgeborenen einzusetzen (Universitätskliniken: 44,4%). Als Begründung für einen Einsatz von IS wurde am häufigsten eine ausbleibende Besserung der frühen chron. Lungenerkrankung trotz anderer Therapiemaßnahmen angegeben (78/102; 77%). Häufigster Grund für die Ablehnung einer Behandlung mit IS war die fehlende Evidenz für einen Nutzen der Therapie (69/166; 42%), die fehlende Zulassung von IS in dieser Patientengruppe spielte eine untergeordnete Rolle (5/166; 3%). Der am häufigsten eingesetzte Wirkstoff war Budesonid (83/102; 81%). 32% der Kliniken gaben an, dass die Entscheidung für den Einsatz von IS durch das Bekanntwerden der neurologischen Spätfolgen einer systemischen Dexamethason-Therapie beeinflusst worden war. Diskussion und Schlussfolgerung: In Deutschland werden nahezu in jedem zweiten Kinderkrankenhaus mit Versorgung neonatologischer Patienten IS zur Prophylaxe und/oder Therapie der BPD eingesetzt. Der Einsatz wird meistens mit einer ausbleibenden Besserung der BPD-Symptomatik begründet und viele Kliniken sind sich des unklaren Nutzen-Riskio-Verhältnisses einer Behandlung mit IS bewußt. Zuverlässige Daten, idealerweise aus randomisierten Studien, zur Frage der Therapieeffizienz und insbesondere möglicher Spätfolgen könnten helfen, die bestehenden Unklarheiten zu klären.