Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_36
DOI: 10.1055/s-0030-1261497

Surfactant unter nCPAP-unterstützter Spontanatmung: erste Ergebnisse zum Verhaltens-Outcome

L Korp 1, M Porath 1, D Wendrich 1, A Kribs 1, B Roth 1
  • 1Univ.-Kinderklinik, Köln

Hintergrund: Frühgeborene entwickeln im Verlauf der Kindheit häufig externalisierende (z.B. Hyperaktivität) und internalisierende Verhaltensstörungen (z.B. sozialer Rückzug). Dies wird u.a. durch die Notwendigkeit intensivmedizinischer Maßnahmen in der Neonatalzeit getriggert. Ende 2001 wurde an unserem Zentrum eine Methode zur Surfactantapplikation unter nCPAP unterstützter Spontanatmung entwickelt, durch die bei VLBW- Kindern die Überlebensrate gesteigert und zugleich der Einsatz intensivmedizinischer Maßnahmen reduziert wurde. [Kribs et al., Paediatr Anaesth 2007; 17: 364–9]. Fragestellung: Unterscheidet sich die Häufigkeit von Verhaltensstörungen zu Beginn des Schulalters nach Einführung der Methode von der in einem historischen Kontrollzeitraum? Methode: In die Studie eingeschlossen wurden 173 überlebende (von insgesamt 195) VLBW-Kinder, die im Zeitraum 0 (01.01.2001–15.11.2001; Kontrollkohorte (KK) n=77) und im Zeitraum 1 (16.11.2001–31.12.2002; Interventionskohorte (IK) n=96) in der UKK Köln behandelt wurden. Im Alter von 6 Jahren wurde das Verhalten dieser Kinder durch Elternbefragung mittels der deutsch normierten Child Behavior Checklist (CBCL, Arbeitsgruppe Kinder-, Jugendlichen- und Familiendiagnostik) sowie des Fremdbeurteilungsbogens hyperkinetischer Störungen (FBB-HKS, Döpfner und Görtz-Dorten) ermittelt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SSPS 16.0 mit Chi2- und T-Test. Ergebnisse: In der IK wurden 66 (69%) Kinder, von denen 34 mit der neuen Methode behandelt worden waren, und in der KK 41 (53%) Kinder mit einem mittleren Alter von 6 5/12 Jahren durch die Elternbefragung erfasst. Der Vergleich der Mittelwerte von Gestationsalter (27,5 Wochen), Geburtsgewicht (977g), Apgar-Werten (6/8/9), sowie des Auftretens von IVH III-IV° und PVL zeigte weder zwischen Kindern mit und ohne Follow-up noch zwischen IK und KK Unterschiede. Mittels des CBCL wurden in der IK 62% der Kinder (vs. 54% KK) als unauffällig klassifiziert (klinisch auffällig IK 17%, KK 27%, grenzwertig IK 21%, KK 20%), bei 11% der IK bestand eine Auffälligkeit im externalisierenden Verhalten (15% KK), bei 15% im internalisierenden Verhalten (10% KK). Im FBB-HKS zeigten sich auf der Gesamtskala für hyperkinetische Auffälligkeiten, die sich aus den Teilbereichen Aufmerksamkeit (IK 9%, KK 20% auffällig), motorische Unruhe (IK 5%, KK 15%) und Impulsivität (IK 22%, KK 30%) zusammensetzt, für die IK (10% auffällig) und KK (15%) keine signifikanten Unterschiede. Schlussfolgerung: Trotz einer Erhöhung der Überlebensrate zeigte sich ein aufgrund der niedrigen Fallzahl allerdings statistisch nicht signifikanter Trend zu einer Verbesserung der Verhaltensparameter in der IK. Dies könnte sowohl durch eine Reduzierung der biologischen Risiken durch das neue Vorgehen als auch durch eine Erleichterung der Eltern- Kind- Interaktionsmöglichkeiten bedingt sein.