Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_31
DOI: 10.1055/s-0030-1261492

Sauerstoffsättigungs-Histogramme Früh- und Neugeborener in der Rekonvaleszenz

J Christoph 1, E Kattner 1
  • 1Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover

Hintergrund: Als Folge neonataler Erkrankungen wie RDS oder Infektionen, aber auch allein durch Unreife oder angeborene Fehlbildungen wie Herzfehler, können Atmung, Herzfrequenz- und Kreislaufregulation sowie die Sauerstoffsättigung im stationären Behandlungsverlauf und auch noch vor geplanter Entlassung beeinträchtigt sein. Fragestellung: können Sauerstoffsättigungs-Histogramme in der medizinischen Entscheidungsfindung wertvolle Zusatzinformationen liefern?

Material und Methode: in der Routineüberwachung von Früh- und Neugeborenen eingesetzte Patientenmonitore Philips IntelliVue MP 50 und MP 70 können mit der seit Anfang 2009 lieferbaren Software G neben Vitalwert-Trendtabellen und -Diagrammen wie Oxycardiorespirogrammen mit Schlag-zu-Schlag-Auflösung zusätzlich die im Sekundentakt gespeicherten Sauerstoffsättigungmesswerte der jeweils letzten 12 Stunden in einem Histogramm auf dem Monitorbildschirm graphisch aufbereitet darstellen. Eine Dokumentation als pdf-Datei oder mit Papierausdruck ist möglich. Die klinische Anwendungsbeobachtung wurde von der Ethikkommission genehmigt. Die Aufzeichnungen erfolgten nach Zustimmung der Eltern bzw. Sorgeberechtigten meist auf Früh- und Neugeborenen-Nachsorgestationen, in der Regel parallel mit dem Schreiben von Oxycardiorespirogrammen. Ergebnisse und Diskussion: 64 Sauerstoffsättigungs-Histogramme gelangten zur Auswertung. Sie zeigen anschaulich die Verteilungscharakteristik der Sauerstoffsättigung und deren Schwankungen während der letzten 12 Stunden. Diese Information kann visuell aus einem Oxycardiorespirogramm nur mit Mühe und wenig genau geschätzt werden.

Mit zunehmender Reife und Besserung der Lungenfunktion von Frühgeborenen verschiebt sich die Kurve in den Bereich oberhalb von 95% Sauerstoffsättigung. Bei Frühgeborenen mit Beeinträchtigung der Lungenfunktion ist der prozentuale Anteil von Sauerstoffsättigungen z.B. unter 90% auf einen Blick zu erfassen. Auch bei signifikantem Shuntvitium wie Atrioventrikularseptumdefekt ist die geänderte Verteilung der Oxygenierung offensichtlich. Damit ist zum einen eine Dokumentation des aktuellen Zustands möglich, zum anderen kann der Effekt einer Therapie beurteilt und diese ggf. angepaßt werden. Der zeitliche Kontext von Schwankungen der Sauerstoffsättigung kann allerdings nur im Oxycardiorespirogramm aufgezeichnet werden. Schlussfolgerung: Die Auswirkungen einer kardiopulmonalen Funktionsminderung auf die Sauerstoffsättigung sind im Histogramm anschaulich quantifiziert. Diese neue Monitorfunktion ergänzt elegant die Oxykardiorespirografie.