Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_29a
DOI: 10.1055/s-0030-1261490

Konnatale CMV-Infektion und nekrotisierende Enterokolitis

K Grohmann 1, C Niesytto 2, RD Stenger 1
  • 1Kinderklinik, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald
  • 2Kinderabteilung, Kreiskrankenhaus Wolgast, Wolgast

Einleitung: Die nekrotisierende Enterokolitis (NEC) mit ihrer multifaktoriellen Pathogenese wird mit unterschiedlicher Inzidenz vorwiegend bei kleinen Frühgeborenen mit ANS und kardialen Shunts beobachtet. Nach anfänglichen unspezifischen Symptomen imponiert ein akutes Abdomen. Entsprechend der klinischen und radiologischen Ausprägung wird die NEC in 3 Schweregrade eingeteilt. Das höchste Stadium, 3b, ist charakterisiert durch Peritonitis, Nekrose und Darmwandperforation, in deren Folge es zur Sepsis, Atem- und Kreislaufinsuffizienz und Multiorganversagen mit hoher Mortalität kommt. Ob Darmkeime wie E. coli, Klebsiellen, Bacteroides oder Clostridien an der Pathogenese beteiligt sind, wird diskutiert. Über eine mögliche Rolle begleitender viraler Infektionen bei NEC wurde bisher sehr wenig berichtet. Wir präsentieren den Fall eines VLBW-Frühgeborenen mit einer NEC IIIa nach Bell und massivem CMV – Load. Fallbericht: Nach vorzeitigem Blasensprung und ansteigenden Entzündungswerten der Mutter wurde das männliche Frühgeborene in der 24 + 4 SSW mit einem Geburtsgewicht von 650g per Sectio und APGAR – Werten von 7/8/9 geboren. Nach einer NEC Stadium IIIb mit Ileumperforation am 23. LT, erfolgte unter antibiotischer Behandlung zunächst die Resektion der betroffenen Darmanteile mit Anlage zweier Enterostomata und am 41. LT die Reanastomosierung. Am 84. LT zeigte das Frühgeborene ein schweres septisches Bild mit akutem Abdomen, Kreislaufzentralisation und Kapillarleck; bei röntgenologischem Nachweis einer Pneumatosis intestinalis sowie Luft in der Pfortader, entsprechend NEC IIIa, erfolgte die konservative Therapie mit rascher klinischer Stabilisierung. Umfangreiche mikrobiologische Untersuchungen ergaben den Nachweis von CMV im Urin, Blut, Stuhl und Trachealsekret mit einer hohen Viruslast, sowie in einer späteren Laparotomie ebenfalls im Dünndarmresektat. Retrospektiv konnte im Trockenblut des Neugeborenen – Screenings und in der Muttermilch CMV nachgewiesen werden. Die Mutter bot peripartal keine Hinweise einer akuten CMV – Infektion. Diskussion: Frühgeborene mit einer NEC Grad III haben eine schlechte Prognose. Etwa 10–50% der Erkrankten versterben. Die im Rahmen der NEC nachgewiesenen Darmbakterien werden nicht nur als unmittelbare Ursache, sondern auch als Sekundärphänomen diskutiert. Interessant ist der CMV – Nachweis bei unserem Patienten. Wenige ähnliche Fallbeispiele sind bisher aus der Literatur bekannt. Deshalb sollten molekulargenetische und serologische CMV – Untersuchungen zum diagnostischen Konzept der NEC gehören. Eine antivirale Therapie und spezifische Prognosen sollten studiert werden.