Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_19
DOI: 10.1055/s-0030-1261479

Immature Platelet Fraction bei Neugeborenen mit Sepsis oder NEC

M Cremer 1, D Szekessy 1, C Kluthe 1, H Hammer 1, A Weimann 1, C Bührer 1, C Dame 1
  • 1Universitätsklinikum Charité Med. Fakultät d. Humboldt-Univ., Berlin

Hintergrund Sepsis und nekrotisierende Enterokolitis (NEC) sind die häufigsten Ursachen der schweren Thrombozytopenie auf einer Neugeborenen-Intensivstation. Während des Krankheitsverlaufs fiel es bisher schwer, die Aktivität der Megakaryopoiese des Knochenmarks einzuschätzen. Die retikulierten Thrombozyten im peripheren Blut sind das Analogon der Retikulozyten und eignen sich, eine Produktionsstörung von einem Verbrauch der Thrombozyten zu unterscheiden. Als immature platelet fraction (IPF) können diese voll-automatisch im Durchflusszytometer gemessen werden. Fragestellung Bestimmung der Plättchenproduktion anhand serieller Messung der IPF bei Neugeborenen (NG) mit Sepsis oder NEC. Methode Einschlusskriterium: NG mit mikrobiologisch bestätigter Sepsis (positive Blutkultur) oder NEC (mit Darmoperation). Messung der Thrombozytenzahl und der IPF an drei Zeitpunkten: T0=vor Auftreten der Sepsis/NEC; T1=Diagnose der Sepsis/NEC; T2=Nadir der Thrombozytenzahl. Statistische Analyse: ANOVA oder Fisher-Exact-Test. Ergebnisse Es wurden insgesamt 38 Patienten eingeschlossen (28 Sepsis, 10 NEC). 20 (53%) Patienten zeigten eine Thrombozytopenie (<150/nl);12 (29%) Patienten zeigten eine schwere Thrombozytopenie (<50/nl) zum Zeitpunkt T2. 10 (26%) der Patienten erhielten eine Thrombozytentransfusion. Die Thrombozytopenie in der NEC-Gruppe war signifikant häufiger (9 von 10 Patienten) als in der Sepsis-Gruppe (11 von 28 Patienten, p<0,01). In der NEC-Gruppe war die mittlere Thrombozytenzahl (94±117/nl) an T2 im Vergleich zur Sepsis-Gruppe signifikant niedriger (184±109/nl; p<0,001). Parallel zum Abfall der Thrombozyten von T0 zu T2 kam es in beiden Gruppen zu einem Abfall der IPF (T0=20±13/nl; T2=14±10/nl; p<0,05). Im Falle einer Thrombozytopenie fiel die IPF von T0 (20±13/nl) zu T2 (9±8/nl; p<0,01). Obwohl die Thrombozytopenie bei der NEC zum Zeitpunkt T2 ausgeprägter war, unterschied sich die IPF zwischen den Gruppen nicht. Betrachtete man nur die Patienten mit einer Thrombozytopenie, fällt ein Trend zur höheren IPF in der NEC Gruppe (11±9/nl) im Vergleich zur Sepsis-Gruppe (7±5/nl) auf. Diskussion Wie erwartet, ist die Thrombozytopenie bei der NEC häufiger und schwerer als bei der Sepsis. Allerdings ist dies nicht auf eine verringerte Thrombozytenproduktion zurückzuführen. Ursächlich für die schwere Thrombozytopenie bei der NEC scheint der stärkere Verbrauch an Thrombozyten im Vergleich zur Sepsis zu sein. Insgesamt fällt auf, dass zum Zeitpunkt des Nadirs der Thrombozytenzahl die Thrombozytenproduktion in beiden Gruppen auf die Hälfte abgefallen ist, sich allerdings auf einem Niveau befindet, welches weit oberhalb von Patienten mit Knochenmarksdepression nach Chemotherapie befindet (IPF 0,7/nl). Schlussfolgerung IPF ist ein geeigneter Marker, die Megakaryopoiese zu evaluieren, und zeigt bei NG mit Sepsis/NEC eine auf die Hälfte reduzierte Thrombozytenproduktion an.