Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_14
DOI: 10.1055/s-0030-1261474

Verminderte Apoptose von neonatalen Monozyten nach Stimulation mit Escherichia coli geht mit verminderter CD95L-Sekretion einher

C Gille 1, F Lepiorz 1, A Leiber 1, B Spring 1, M Krusch 2, S Dreschers 3, CF Poets 1, T Orlikowsky 3
  • 1Neonatologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
  • 2Klinik für Innere Medizin, Onkologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen
  • 3Kinderklinik, Med. Einrichtungen der RWTH Aachen, Aachen

Hintergrund: Das selektive Absterben (Apoptose) von Monozyten nach Phagozytose von Bakterien ist wichtig zur Beendigung von Inflammationsreaktionen, z.B. im Rahmen einer Sepsis. Monozyten aus Nabelschnurblut (NMo) zeigen im Vergleich zu Monozyten aus dem peripheren Blut von Erwachsenen (PMo) weniger Apoptose nach Phagozytose von Escherichia coli (E. coli) in vitro. Apoptose wird u.a. über sezernierte Faktoren, z.B. Fas-Ligand (CD95L) vermittelt. Hypothese: Das Absterben von Monozyten nach Phagozytose von E. coli wird über CD95L vermittelt. Geringere Sekretion von CD95L durch PMo führt zu verminderter Apoptose. Methoden: PMo und NMo wurden als periphere mononukleäre Zellen isoliert, mit CD95L-blockierendem Antikörper (ZB4, unterschiedliche Konzentrationen bis 4µg/ml) inkubiert und mit E. coli im Verhältnis 1:50 infiziert; freie Bakterien wurden entfernt. Nicht infizierte Zellen dienten als Kontrolle. Nach 24 Stunden wurde die Apoptoserate mittels Durchflusszytometrie (Methode nach Nicoletti, Annexin/Propidiumiodid-Färbung) ermittelt. Im Überstand der Proben wurde CD95L mittels ELISA nach 3 und 24 Stunden quantifiziert. Zur funktionellen Analyse wurde Überstand erneut für 24 Stunden auf frisch präparierte, naive PMo und NMo gegeben und danach die Apoptoserate ermittelt. Ergebnisse: Die Apoptoserate der Kontrollgruppen (PMo vs. NMo) lag bei 12±6% vs. 8±5%. Nach Phagozytose von E. coli stieg die Rate auf 54±19% vs. 19±5% an (n=5, p<0,05). Blockade von CD95L senkte die Apoptoserate bei PMo um 47±8% auf 32±13% (n=5, p<0,05), zeigte aber bei NMo keine Verringerung. Entsprechend lag die CD95L-Konzentration im Überstand von infizierten PMo bei 53±25 pg/ml vs. 11±5pg/ml bei NMo (n=6, p<0,05). Bei nicht infizierten Kulturen betrug sie bei 10±7 pg/ml vs. 8±1 pg/ml. Überstand von PMo, welche Bakterien phagozytiert hatten, führten bei naiven PMo zu einer Apoptoserate von 45±22% (p<0,05 vs. Kontrolle), während entsprechender Überstand von NMo bei naiven PBMo nur in 22±13% Apoptose auslöste (p<0,5 vs. PMo). Überstände lösten bei naiven NMo keine Apoptose aus. Schlussfolgerung: CD95L ist wesentlich in die apoptotische Signalkaskade nach Phagozytose von E. coli involviert, jedoch nicht als einziger Faktor. Die Beobachtung, dass höhere CD95L-Konzentrationen im Überstand von PMo keine Apoptose in NMo auslösen, deutet auf andere, möglicherweise intrazelluläre Schutzmechanismen neonataler Monozyten hin.