Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_13
DOI: 10.1055/s-0030-1261473

Infizierte Muttermilch als Ursache wiederholter Septikämien mit Streptokokken der Gruppe B beim Frühgeborenen

S Salamat 1, D Fischer 1, V Schäfer 2, RL Schlösser 1
  • 1Klinikum der J.W.Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt
  • 2Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum für Hygiene, Frankfurt

Hintergrund: Streptokokken der Gruppe B gehören zu den häufigen Erregern der neonatalen Late-Onset Sepsis. Bereits in früheren Fallberichten wurde angenommen, dass eine Übertragung von B-Streptokokken auf das Früh- oder Neugeborene über Muttermilch möglich ist. Bei 3,5% der Mütter konnte eine Besiedlung der Muttermilch mit Streptokokken der Gruppe B nachgewiesen werden. Dennoch gestaltete es sich bisher schwierig die Transmission auf das Früh- bzw. Neugeborene sicher nachzuweisen. Fragestellung: Muttermilch als Ursache wiederholter Septikämien mit Streptokokken der Gruppe B beim Frühgeborenen: Diskussion anhand eines Falles aus unserer Klinik. Fallbericht und Methoden: Wir berichten von einem Frühgeborenen, das mit Muttermilch ernährt wurde und zwei Septikämien mit B-Streptokokken, am 47. und 64. Lebenstag durchlebte. Am 46. und 63. Lebenstag, jeweils einen Tag vor Beginn der Sepsis, wurde im Zusammenhang mit einem positiven CMV-Status der Mutter, jeweils eine Portion Muttermilch eingefroren und aufbewahrt. Bei wiederholter Mastitis der Mutter, wurden diese Proben von uns retrospektiv auf B-Streptokokken untersucht. Diese wiederum wurden mit den B-Streptokokken, die während der einzelnen Septikämien aus den Blutkulturen gewonnen wurden, verglichen. Wir ließen eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) durchführen, um den Serotyp der gefundenen Streptokokken zu bestimmen. Außerdem untersuchten wir das Kind auf einen möglichen Immundefekt bzw. ein anderes Reservoir für B-Streptokokken. Ergebnisse: In allen Proben konnten B-Streptokokken nachgewiesen werden. Die B-Streptokokken stimmen in ihren Resistogrammen überein und unterliegen den gleichen minimalen Hemmkonzentrationen gegenüber Antibiotika. Außerdem konnte mit der PCR nachgewiesen werden, dass es sich in allen untersuchten Proben um Streptokokken der Gruppe B Serotyp III handelt. Nach intensiver Untersuchung des Kindes, konnte kein Immundefekt oder anderes Reservoir für B-Streptokokken nachgewiesen werden. Diskussion: In Anbetracht der Daten, erachten wir eine Übertragung von Streptokokken auf das Frühgeborene in diesem Fall als höchst wahrscheinlich. Eine Untersuchung von Muttermilch auf B-Streptokokken sollte bei neonataler Late-Onset Sepsis und wiederholter Mastitis der Mutter in Betracht gezogen werden. Des Weiteren sollte, bei positivem Befund, die antibiotische Behandlung der Mutter und eine Pause der Ernährung mit Muttermilch erwogen werden.