Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_PO_8
DOI: 10.1055/s-0030-1261468

Die Rolle von Fieber, Hypothermie und instabiler Temperatur in der Diagnostik der Early- und Late Onset Sepsis beim Früh- und Reifgeborenen

N Hofer 1, W Müller 1, B Resch 1
  • 1Klinische Abteilung für Neonatologie, Univ.-Klinik für Kinder-und Jugenheilkunde, Graz, Österreich

Hintergrund: Die Diagnostik der Sepsis beim Neugeborenen bereitet oft Schwierigkeiten, da Blutkulturen zwar hochsensitiv sind, aber keine rasche Diagnosestellung zulassen, klinische Zeichen häufig unspezifisch sind, und von der Vielzahl an untersuchten Laborparametern kein einzelner eine frühe und sichere Diagnosestellung erlaubt. Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, die Rolle von Fieber, Hypothermie und instabiler Temperatur in der Diagnostik der Early Onset Sepsis (EOS) und der Late Onset Sepsis (LOS) beim reifen und frühgeborenen Neugeborenen zu untersuchen. Material und Methoden: In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden alle Neugeborenen eingeschlossen, welche 1) in den ersten 72 Lebensstunden an der neonatologischen Intensivstation aufgenommen wurden, sowie 2) alle Neugeborenen mit Verdacht auf LOS im Studienzeitraum von 2004 bis 2008. Es wurden Veränderungen der Körpertemperatur, das Auftreten von Fieber (>38,5°C), Hypothermie (<36,0°C) und instabiler Temperatur (Schwankung der Körpertemperatur >1,5°C innerhalb von drei Stunden) bei Episoden von Blutkultur positiver EOS und LOS untersucht. Ergebnisse und Diskussion: Von 614 Neugeborenen hatten 42 (7%) eine Blutkultur positive EOS, 37/614 Neugeborenen (6%) zeigten Veränderungen der Körpertemperatur. Sensitivität, Spezifität, positiv und negativ prädiktiver Wert aller Temperaturveränderungen in der Diagnostik der EOS lagen bei 33%, 96%, 38% bzw. 95%. Fieber und Hypothermie waren bei EOS positiven Neugeborenen ein häufigeres Symptom als instabile Temperatur (22% und 20%, bzw. 12%). Frühgeborene reagierten auf die EOS eher mit Hypothermie während Reifgeborene am häufigsten mit Fieber reagierten (21% vs. 31%) Bei EOS negativen Neugeborenen waren Veränderungen der Körpertemperatur selten (23/572 Neugeborene, 4%). Es traten 27 Episoden einer Blutkultur positiven LOS bei 23 Neugeborenen auf. Veränderungen der Körpertemperatur wurden in 16/27 Fällen beobachtet (59%), häufiger bei Episoden nach den ersten 30 Lebenstagen bzw. nach der korrigiert 37. SSW (75% und 80%). Insgesamt war Fieber ein häufiges Symptom der LOS mit einer Sensitivität von 48%, Hypothermie und instabile Temperatur waren seltener mit einer Sensitivität von jeweils 19%. Veränderungen der Körpertemperatur, vor allem Fieber zeigten eine höhere Sensitivität in der Diagnostik der LOS im Vergleich zur EOS (p=0,01). Schlussfolgerung: Veränderungen der Körpertemperatur waren hochspezifisch in der Diagnostik der EOS, hatten aber eine geringe Sensitivität, besonders bei Frühgeborenen. Bei der LOS waren Veränderungen der Temperatur ein häufigeres Symptom, besonders Fieber zeigte sich als sensitiver Parameter vor allem bei Episoden nach der korrigiert 37. SSW und nach dem ersten Lebensmonat.