Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_34
DOI: 10.1055/s-0030-1261450

Antimykotische Therapie eines immunsupprimierten Kindes nach Herz-Lungentransplantation – Tacrolimusspiegel unter Micafungintherapie

H Prießmann 1, J Nübel 1, M Loeff 1, E Malec 2, H Netz 1
  • 1Kinderkardiologie und pädiatrische Intensivmedizin, Klinikum Großhadern, München
  • 2Kinderherzchirurgie, Klinikum Großhadern, München

Nach allogener Transplantation eines soliden Organs ist Tacrolimus (FK-506) ein potentes Immunsuppressivum, um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern. Aufgrund der schmalen therapeutischen Breite des Medikaments sind stabile Blutspiegel im therapeutischen Zielbereich notwendig. Tacrolimus ist ein Substrat des oxidativen Abbaus über das Cytochrom P450 der Atmungskette und unterliegt somit vielfältigen Medikamentenwechselwirkungen. Nach Organtransplantationen stellt eine invasive Candidainfektion eine gefürchtete Komplikation dar, die eine intensive antimykotische Therapie indiziert. Die meisten verfügbaren Antimykotika sind ebenfalls Substrate des Cytochroms P450 und zeigen bei gleichzeitigem Gebrauch deutlichen Einfluss auf den Tacrolimusspiegel. Wir berichten über eine invasive Candida Infektion bei einem herz-lungentransplantierten vierjährigen Jungen unter Tacrolimustherapie. Unter der begonnenen Behandlung mit Fluconazol zeigte sich ein Anstieg der Tacrolimus Spiegel. In Literaturberichten wird für Micafungin, ein neueres Antimykotikum aus der Gruppe der Echinocandine, eine Stabilität der Tacrolimusspiegel beschrieben. Um weitere Dosisanpassungen zu vermeiden erfolgte die Umstellung der antimykotischen Therapie auf Micafungin. Es gelang eine rasche Sanierung der Mund- und Trachealflora. Nach mehrfachen negativen mikrobiologischen Befunden wurde die antimykotische Therapie nach 17 Tagen beendet. Bei erneuter klinischer Verschlechterung und serologischem Nachweis von Candida-Antigen (Elisa 3,5U/ml), wurde die antimykotische Therapie mit Micafungin wieder begonnen. Auch während des zweiten Therapiezyklus konnte keine signifikante Interaktion des Medikaments mit dem Tacrolimusspiegel beobachtet werden, nach Absetzten des Medikamentes waren keine signifikanten Änderungen der Tacrolimusdosierung erforderlich. Micafungin ist mit Tagestherapiekosten von ca. 13 €/kg KG deutlich kostenintensiver als Amphothericin B (ca. 1,70 €/kg KG) oder Fluconazol (ca 7,20€/kg KG). Schlussfolgerung: Bei unserem Patienten war unter Micafungin eine rasche Eradikation der invasiven Candida-Infektion möglich. Die Tacrolimusspiegel zeigten keine signifikanten Schwankungen, Nebenwirkungen konnten nicht beobachtet werden. Aufgrund der vergleichsweise hohen Therapiekosten werden wir die Anwendung auf die Gruppe der immunsupprimierten Patienten mit Cytochrom P450 abhängigen Immunsuppressiva beschränken.