Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_31
DOI: 10.1055/s-0030-1261447

Sprosspilz-positive subkutane Abszessformation unter antifungaler Therapie bei systemischer Candida albicans-Infektion eines 5 Wochen alten Frühgeborenen der 24+4/7 Schwangerschaftswoche

S Farmand 1, H Schützle 1, A Struck 1, P Henneke 1, R Hentschel 1
  • 1Universitäts – Kinderklinik, Freiburg

Hintergrund: Invasive Pilzinfektionen bei extremen Frühgeborenen sind mit einer hohen Mortalität und Morbidität assoziiert. Prädisponierende Faktoren für eine Candida-Infektion sind ein Gestationsalter <25 Schwangerschaftswochen (SSW), antibiotische Behandlung, mechanische Beatmung, einliegende zentralvenöse Katheter und parenterale Ernährung.

Fallbericht: Wir berichten über ein männliches Frühgeborenes von 24 + 4/7 SSW mit einem Geburtsgewicht von 805g, welches nach einem initialen Amnioninfektionssyndrom ohne Erregernachweis in der 3. Lebenswoche eine Katheter-assoziierte Sepsis mit Koagulase-negativen Staphylokokken entwickelte. Unter Therapie mit Meropenem und Vancomycin kam es zunächst zur klinischen Konsolidierung. Nach 5 Tagen zeigten sich jedoch eine respiratorische Erschöpfung mit Beatmungsnotwendigkeit sowie ein CRP-Anstieg, so dass zusätzlich liposomales Amphotericin B (Ambisome) angesetzt wurde. Des Weiteren wurde bei Auftreten von schuppigen Effloreszenzen eine lokale antifungale Therapie eingeleitet. Im Nasopharyngealsekret, im Hautabstrich und in der frischen Blutkultur ließ sich, trotz der unter Antibiotikatherapie routinemäßig erfolgten Prophylaxe mit Nystatin, Candida albicans nachweisen. Unter dem genannten Therapiekonzept und nach Wechsel des zentralen Katheters besserte sich der klinische Zustand. Wenige Tage später kam es unter Fortführen von Ambisome jedoch zu einer akuten Verschlechterung des Allgemeinzustands und deutlich ansteigenden Infektionsparametern, so dass bei Nachweis von Enterokokken im Trachealsekret wiederum mit Vancomycin und Meropenem therapiert wurde. Die frisch abgenommene Blutkultur blieb steril. Nahezu zeitgleich, insgesamt 2 Wochen nach Beginn der Therapie mit Ambisome, entwickelte der Junge einen subkutanen Abszess am rechten Handgelenk, so dass das antibiotische Regime für 5 Tage um Fosfomycin erweitert wurde. Der Abszess wurde per Kanüle entlastet. In dem Abszessmaterial ließen sich Sprosspilze jedoch keine Bakterien nachweisen. Unter Fortführung der insgesamt 4-wöchigen Therapie mit Ambisome zeigten sich eine vollständige Abheilung des Abszesses und ein positiver klinischer Verlauf. Weitere Pilzabsiedelungen traten nicht auf.

Zusammenfassung: Der hier dargestellte Fall zeigt den komplizierten klinischen Verlauf eines sehr unreifen Frühgeborenen mit wiederholten Episoden einer infektassoziierten klinischen Verschlechterung bei wechselndem Erregerspektrum. Ob die von uns beobachtete Abszessformation unter laufender, resistenzgerechter Therapie durch Candidämie oder durch Invasion von der besiedelten Haut aus entstand, kann nicht entschieden werden. Die Entlastung des Abszesses und die Verlängerung der Therapiedauer scheinen jedoch für die Rückbildung entscheidend gewesen zu sein.