Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_22
DOI: 10.1055/s-0030-1261438

Studentischer Hilfseinsatz in der 3. Welt: Das ASCOVIME – Projekt in Kamerun

SK Eich 1, S Gröning 1, H Reichert 2
  • 1Medizinische Fakultät Homburg, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar
  • 2Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin Homburg, Homburg/Saar

Das Projekt: Das Hilfsprojekt ASCOVIME (Association des Compétences pour une vie meilleure) wurde 1993 von dem kamerunischen Chirurgen Georges Bwelle gegründet. Ziele dieser NGO sind die Verbesserung der medizinischen Versorgung der Landbevölkerung und die Hebung des Bildungsstandards kamerunischer Kinder. ASCOVIME organisiert Sprechstunden, Medikamentenverteilungen, ambulante chirurgische Versorgung, Aufklärungskampagnen über Hygiene und Infektionsschutz sowie die Verteilung von Materialien für die Dorfschulen. Sämtliche Leistungen stehen der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung. Die Organisation erhält keine staatlichen Zuwendungen und finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Die ehrenamtlichen Helfer rekrutieren sich beim medizinischen Personal aus kamerunischen Ärzten und internationalen Medizinstudenten, vornehmlich aus Frankreich, Deutschland, Spanien, Belgien und den USA, beim Hilfspersonal aus freiwilligen Helfern des Landes und Studenten anderer Fachrichtungen.

Die Vorbereitung: Planung und Umsetzung der notwendigen reise- und tropenmedizinischen Vorbereitung sollten mindestens ein halbes Jahr vor einem solchen Einsatz beginnen. Hierzu gehören: Ausführliche Beratung der Teilnehmer über Gesundheitsrisiken des Ziellandes, Aufklärung über Infektionsprophylaxe und Hygienemaßnahmen, Beratung bei der Auswahl der persönlichen Ausrüstung und der Reiseapotheke, Überprüfung des europäischen Standard-Impfstatus und Durchführung der notwendigen Reiseimpfungen (im konkreten Fall: Gelbfieber, Hepatitis A und B, Typhus, Cholera, Meningococcen ACWY, Tollwut) sowie Einleitung der Malariaprophylaxe.

Medizinische Situation vor Ort und Krankheitsbilder: Kamerun verfügt wie viele afrikanische Staaten weder über eine flächendeckende medizinische Versorgung noch über ein funktionierendes Krankenversicherungssystem. Medizinische Leistungen stehen nur in den größeren Städten zur Verfügung und müssen in der Regel vor Inanspruchnahme bar bezahlt werden, was einem Großteil der Bevölkerung a priori den Zugang verwehrt. Selbst Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheiten werden bei Zahlungsunfähigkeit rigoros abgewiesen. In der täglichen Arbeit während der Kampagnen wurden die studentischen Helfer vornehmlich mit folgenden Krankheitsbildern konfrontiert:

  • Malaria tropica

  • Schistosomiasis (Bilharziose)

  • intestinale Erkrankungen: Gastritis und Ulcus ventriculi, Diarrhoe, Darmparasitosen

  • Kwashiorkor

  • Sexuell übertragbare Erkrankungen: HIV, Gonorrhoe, Syphillis, Chlamydien, Mykosen

  • Augeninfektionen und Cataracta

  • Tinea capitis und Scabies

  • Arthrosen durch schwere körperliche Arbeit

  • Hernien, benigne Weichteiltumoren, Malignome

Zusammenfassung: Der freiwillige Hilfseinsatz in Kamerun stellt für studentische Helfer eine große persönliche Herausforderung dar und bedarf angesichts der gesundheitlichen Risiken einer langfristigen und professionellen Vorbereitung. Der Einsatz bietet die Gelegenheit, medizinische Erfahrung unter extremen Bedingungen zu sammeln, typische Krankheitsbilder Afrikas kennenzulernen und mit einfachen Mitteln einer der ärmsten Bevölkerungen der Welt wirkungsvoll Hilfe zu leisten. Die Herzlichkeit, Dankbarkeit und Gastfreundschaft der Menschen in Kamerun belohnen einen solchen Einsatz überreichlich.