Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_15
DOI: 10.1055/s-0030-1261431

Influenza A (H1N1) 2009 assozierte pädiatrische Hospitalisationen in Nordbayern

A Wieching 1, J Al-Tahan 1, A Streng 1, S Hanke 1, B Weißbrich 2, C Kohlhauser-Vollmuth 3, J Liese 1
  • 1Pädiatrische Infektiologie und Immunologie, Universitätskinderklinik Würzburg, Würzburg
  • 2Institut für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg, Würzburg
  • 3Kinderklinik am Mönchberg, Würzburg

Hintergrund und Ziele: Aufgrund der begrenzten Datenlage für Kinder besteht bezüglich des Schweregrades und der Komplikationen von Infektionen mit pandemischer Influenza A (H1N1) 2009 eine erhebliche Unsicherheit. Ziel der Studie war die Erfassung von laborbestätigten Hospitalisationen und die Schätzung der Hospitalisations-Inzidenz für die erste Saison (2009/2010) der pandemischen Influenza A (H1N1) 2009 Epidemie in einer geographisch definierten Region in Nordbayern. Methoden: Von Juli 2009 bis Februar 2010 wurden klinische Daten aller Patienten ≤18 Jahren mit Polymerase-Kettenreaktion (PCR) – bestätigter pandemischer Influenza A (H1N1) 2009 erfasst, die in zwei Kinderkliniken in Würzburg stationär aufgenommen wurden. Die Inzidenzschätzung der Hospitalisationen wurde für das Haupteinzugsgebiet der beiden Kliniken berechnet (Stadt und Landkreis Würzburg, sowie der angrenzende Landkreis Kitzingen) und bezieht sich auf eine Studienpopulation von 66.300 Kindern ≤18 Jahren. Ergebnisse: Insgesamt wurden 92 Kinder (61% Jungen) mit PCR-bestätigter pandemischer Influenza A (H1N1) 2009 stationär aufgenommen. Ihr Alter betrug im Median 6,9 Jahre (IQR 1,6–11,6) und die Aufenthaltsdauer 3 Tage (IQR 2–5). Fünf (5,4%) Kinder mit einem medianen Alter von 10,0 Jahren (IQR 0,9–11,8) wurden mit einer medianen Aufenhaltsdauer von 3 Tagen (IQR 2–29,5) auf einer Intensivstation behandelt. Ein elfjähriges Mädchen mit schwerer neurologischer Grunderkrankung verstarb an einer Pneumonie und respiratorischer Insuffizienz. Aus der für die Inzidenzschätzung definierten Region wurden insgesamt 69 Kinder aufgenommen. Die Inzidenz für Hospitalisationen bei Kindern ≤18 Jahren beträgt damit 104/100.000/Saison (95% CI: 82 bis 133). Für die Altersgruppe der 0–5 bzw. 6–18-jährigen Kinder ergibt sich eine Inzidenz von 172 bzw. 79/100.000/Saison. Schlussfolgerungen: Die Inzidenz der pädiatrischen Hospitalisationen bei pandemischer Influenza A (H1N1) 2009 war doppelt so hoch wie die bisherigen Inzidenzschätzungen der Hospitalisationen aufgrund von saisonaler Influenza A in Deutschland (Weigl et al. 2002). Für die Altersgruppe der 6–16- jährigen war die Inzidenz sogar viermal höher. Im Vergleich zu publizierten Daten zu hospitalisierten Kindern mit pandemischer Influenza A (H1N1) 2009 Infektion aus Argentinien (Libster et al. 2010) waren Komplikationen bei hospitalisierten Kindern in Deutschland deutlich seltener (intensivstationäre Behandlung 19% vs. 5%, Todesfälle 5% vs. 1% in Deutschland).

Weigl JAI, Puppe W, Schmitt HJ: The incidence of influenza-associated hospitalizations in children in Germany. Epidemiol Infect 2002;129:525–533:

Libster R, Bugna J, Coviello S, et al: Pediatric Hospitalizations associated with 2009 pandemic influenza A (H1N1) in Argentina. N Engl J Med 2010;362(1):45–55