Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_11
DOI: 10.1055/s-0030-1261427

Klinik und Verlauf von 60 Patienten mit pandemischer Influenza A (H1N1v)-Infektion am Zentrum für Kinder und Jugendmedizin (ZKJ), Universitätsklinikum Freiburg

K Blessing 1, M Hufnagel 1, C Müller 1, M Krüger 1, B Stiller 1, U Kontny 1, M Panning 2, R Berner 1
  • 1Universitäts – Kinderklinik, Freiburg
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Virologie, Freiburg

Einleitung: Die Therapie mit Oseltamivir bei Patienten mit pandemischer Influenza A H1N1v-Infektion ist umstritten und nach Empfehlungen der DGPI auf Patienten mit Grunderkrankung oder Komplikationen beschränkt. Unklar ist, welchen Einfluss die Therapie auf die Virusausscheidung nimmt und welche Faktoren dies ggfs. beeinflusst. Die klinischen Verläufe, Therapie und Komplikationen bei 60 stationären pädiatrischen Patienten mit H1N1v-Infektion werden beschrieben. Beschreibung: Von September 2009 bis Januar 2010 wurden 60 Patienten mit nachgewiesener H1N1v-Infektion am ZKJ stationär behandelt. Die häufigsten klinischen Symptome waren Fieber (88%), Husten (58%), Rhinitis (40%), Tachydyspnoe und Sauerstoffbedarf (30%) und gastrointestinale Symptome wie Trinkschwäche, Erbrechen und Durchfall (25%). 35% der Patienten hatten eine Grunderkrankung (Vitium cordis, neurologische Grunderkrankung, Mukoviszidose, Asthma bronchiale, D.m. Typ I, und onkologische Grunderkrankungen). Eine zweijährige Patientin mit einer unklaren syndromalen Grunderkrankung verstarb. Sechs Patienten mussten intensivmedizinisch betreut werden. An Komplikationen traten Krampfanfälle bei Fieber, stenosierende Laryngotracheitis, Herzrhythmusstörungen und Pneumonien auf. Ein 5-jähriges bisher gesundes Mädchen erkrankte an einer schweren Myocarditis, eine 12-jährige Patientin mit Adipositas per magna wurde bei schwerem ARDS intubiert und beatmet. Eine Patientin mit Mukoviszidose musste für 5 Tage beatmet werden und ein Patient mit M. Pompe benötigte eine CPAP-Atemhilfe. 30% der Patienten erhielten eine Therapie mit Oseltamivir. Interessanterweise kam es bei drei Patienten mit einer onkologischen Grunderkrankung und bei einer Patientin mit Adipositas per magna trotz Therapie mit Oseltamivir zu einer prolongierten Virusausscheidung mit einem H1N1v-Nachweis über maximal 23 Tage. Zusammenfassung: Die klinischen Verläufe der beschriebenen Patienten mit neuer H1N1-Infektion sind vergleichbar mit der klinischen Symptomatik bei saisonaler Influenza. Schwere Komplikationen traten bei Patienten mit Grunderkrankungen, bei einer Patientin mit Adipositas per magna, aber auch bei einem bisher völlig gesunden 5-jährigen Mädchen auf. Diese Verläufe entsprechen der aktuell auch aus anderen Ländern berichteten Datenlage. Wie auch bei saisonaler Influenza kann es bei der pandemischen H1N1-Infektion insbesondere bei immunsuppimierten Patienten unter Oseltamivir-Therapie zu einer prolongierten Virusausscheidung kommen. Dies sollte bei stationären Patienten ggfs. im Hinblick auf Isolationsmaßnahmen berücksichtigt werden, um nosokomiale Infektionsketten zu verhindern.