Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_6
DOI: 10.1055/s-0030-1261422

Die Anwendung eines neuen IFNγ Release Assays zur Diagnostik einer latenten Tuberkulose-Infektion bei gesunden Kindern und Kindern mit chronischen Erkrankungen

J Elsäßer 1, U Sester 2, T Rohrer 3, M Singh 4, G Dockter 3, M Sester 1
  • 1Abteilung für Transplantations- und Infektionsimmunologie, Institut für Virologie, Homburg
  • 2Klinik für Innere Medizin IV, Universität des Saarlandes, Homburg
  • 3Unversitätsklinik für Kinder und Jugendmedizin Gebäude 9, Homburg
  • 4und Lionex GmbH, Helmholz Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig

IFNγ Release Assays (IGRA) stellen ein neues und wichtiges Diagnostikum der latenten Tuberkulose-Infektion bei Erwachsenen dar. Demgegenüber ist ihre Anwendung bei Kindern, vor allem bei Kindern mit chronischen Erkrankungen, weniger gut etabliert. Diese Studie untersucht die Anwendung eines neuen durchflusszytometrischen IGRA, sowie die Prävalenz einer latenten Tuberkulose-Infektion bei gesunden Kindern und Erwachsenen, sowie bei Kindern mit M. Crohn und Mukoviszidose. Das Testverfahren wurde bei 140 gesunden Kindern, 50 Kindern mit zystischer Fibrose und 25 Kindern mit Morbus Crohn angewandt. 1637 Erwachsene dienten als Kontrollgruppe. Es wurden spezifische CD4 T-Zellen auf Tuberkulin (PPD), sowie auf die M. tuberculosis spezifischen Antigene ESAT-6, CFP-10 und SEB durchflusszytometrisch direkt aus Vollblut nachgewiesen. Eine Reaktivität in der Positiv-Kontrolle war in 98,0% der Kinder nachweisbar. Die Prävalenz einer positiven PPD- Reaktion betrug bei Kindern 22,2% und bei Erwachsenen 51,2%. Diese Prävalenz zeigte einen deutlichen altersabhängigen Anstieg, der ab dem Alter von 15 Jahren einen konstanten Anteil von ca. 50% erreicht. Ebenso zeigte die ESAT-6/CFP-10- Reaktivität einen altersbedingte Anstieg und wurde bei 12,6% der Kinder und 22,5% der Erwachsenen nachgewiesen. Interessanterweise war T-Zell-Immunität bei jüngeren Kindern weitgehend auf das ESAT-6-Antigen beschränkt, während die Reaktivität bei Erwachsenen gleichmäßig auf ESAT-6 und CFP-10 verteilt war. Die PPD-Reaktivtät bei Kindern mit Mukoviszidose und M. Crohn unterschied sich nicht von der Reaktivität bei gesunden Kindern (p=0,43). Dies galt auch für die Reaktivität auf ESAT-6/CFP-10 (p=0,15). Antigen-spezifischen T-Zellen sind sowohl bei gesunden, als auch chronisch erkrankten Kindern nachweisbar. Mehr als ein Viertel aller Kinder zeigten Reaktivität gegenüber PPD und mehr als 10% reagierten auf ESAT6. Da die BCG-Impfung seit 1998 nicht mehr regelmäßig durchgeführt wird, scheint ein Großteil der PPD-Immunantwort auf einen Kontakt zu nicht tuberkulösen Mykobakterien zurückzuführen sein.