Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_2
DOI: 10.1055/s-0030-1261418

Nachuntersuchung der Besiedlung von Frühgeborenen mit Extended Spectrum Betalactamase (ESBL) – bildenden Bakterien

H Buxmann 1, D Fischer 1, A Reitter 2, V Schäfer 3, RL Schloesser 4
  • 1Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt
  • 2Geburtshilfe, Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Frankfurt am Main
  • 3Mikrobiologie, Klinikum der J.W. Goethe Univ. Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Frankfurt am Main
  • 4Klinikum der J.W. Goethe-Univ. Zentrum der Kinderheilkunde, Frankfurt

Hintergrund: Frühgeborene (FG) können ESBL-bildende Erreger bei oder nach der Geburt akquirieren. Wie lange diese Erreger im Langzeitverlauf bei FG persistieren ist nicht bekannt. Ebenso ist unklar, ob es Faktoren gibt, die einen Einfluss auf die Eradikation dieser Keime bei FG haben. Fragestellung: Wird die Besiedlung mit ESBL-bildenden Erregern bei FG unter häuslichen Milieubedingungen verdrängt? Material und Methoden: FG erhielten bei Aufnahme und bei klinischem Verdacht Abstriche auf ESBL-Keime. Bei positivem ESBL-Nachweis folgten wöchentlich Rektalabstriche bis drei Abstriche in Folge negativ waren. Der Untersuchungszeitraum betrug maximal zwei Jahre nach erstem ESBL-Nachweis. Die Eltern wurden am Ende des Studienzeitraumes nach folgenden Parametern befragt: Ernährung, Infektionen, Antibiotikatherapien und Krankenhausaufenthalte. Ergebnisse: 22 FG (GA 23+4 bis 32+5 SSW, GG 595g bis 2520g) von 15Müttern wurden in die Studie eingeschlossen. 2 FG lost to follow up. Der Nachweis einer ESBL-Besiedlung lag bei 4 FG in der ersten Lebenswoche und bei 16 FG später. Folgende Keime mit ESBL-Resistenz wurden nachgewiesen: Klebsiella pneumonia, E. coli, Klebsiella oxytoca, Citrobacter koseri, Enterobacter aerogenes, Enterobacter cloacae. Individuelle Erregerwechsel, bzw. Mehrfachbesiedelungen fanden sich bei 18 von 20 FG. 18 von 20 (90%) der FG verloren die ESBL-bildenden Kolonisanten innerhalb des Untersuchungszeitraumes (Median 62 Lebenswochen (LW); Range 4–98 LW). Ein Kind hatte nach Entlassung einen Harnwegsinfekt mit ESBL-Bildnern. Folgende Faktoren waren mit einer kürzeren ESBL-Besiedlung assoziiert (Median; Range): Muttermilchernährung <3 Mon. (62 LW;17–83) vs. ≥3 Mon. (80 LW; 44–117), Beginn der Beikosternährung ≥6 Mon. (62 LW; 44–117) vs. <6. Mon., kein Klinikaufenthalt nach primärer Entlassung (62 LW; 46–117) vs. erneute Klinikaufenthalte (74 LW; 17–112) und keine systemische antimikrobielle Therapie (62 LW; 46–98) vs. antimikrobielle Therapie nach primärer Entlassung (80 LW; 17–117). Die Unterschiede waren jedoch statistisch nicht signifikant. Schlussfolgerung: 90% der FG verlieren im häuslichen Milieu die Besiedlung mit ESBL-Bildnern innerhalb von zwei Jahren nach Besiedlung. Zu Hause erworbene Infektionen mit diesen Erregern kommen selten vor. Klinikaufenthalte und antimikrobiellen Therapien können ebenso wie früher Beginn mit Beikost Risikofaktoren für eine längere ESBL-Erregerpersistenz sein. Beim Stillen ist zu diskutieren ob es hierbei zu Reinfektionen kommt, da kürzere Stillzeiten mit kürzerer ESBL-Besiedlung einhergingen.