Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_PO_1
DOI: 10.1055/s-0030-1261417

Polyartikuläre Arthritis durch Staphylococcus aureus mit septischem Verlauf und Residualschaden bei einem 12-jährigen Mädchen

K Blessing 1, M Oberst 2, A Heinzmann 1, M Krüger 1, F Lander 1, M Hufnagel 1, R Berner 1
  • 1Universitäts – Kinderklinik, Freiburg
  • 2Depatment für Orthopädie und Traumatologie, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg

Einleitung: Die septische Arthritis im Kindesalter wird in der Mehrzahl der Fälle durch Staphylococcus aureus verursacht. In über 90% der Fälle ist nur ein Gelenk betroffen. Septische und polyartikuläre Verläufe sind im Kindesalter selten und betreffen meist Patienten mit einer Grunderkrankung oder Immunsuppression. Septische Verläufe scheinen mit dem Vorhandensein des PVL-Gens von S. aureus assoziiert zu sein. Fallbericht: Wir berichten über ein bisher gesundes 12-jähriges Mädchen, die bei Fieber mit Hautausschlag unter V.a. Scharlach oral antibiotisch behandelt wurde. Am neunten Krankheitstag entwickelte sich ein septisches Krankheitsbild mit hohem Fieber, respiratorischer Insuffizienz mit Beatmungspflichtigkeit und arterieller Hypotonie. Es zeigte sich eine beidseitige Pneumonie sowie eine schmerzhafte Weichteilschwellung und Bewegungseinschränkung im linken Schulter- und Hüftgelenk. In Blutkulturen und den Gelenkspunktaten nach operativer Entlastung konnte Staphylococcus aureus nachgewiesen werden. Der Erreger wies u.a. eine Empfindlichkeit gegen Oxacillin, Cephalosporine, Clindamycin und Rifampicin auf; das PVL-Gen konnte nicht nachgewiesen werden. Trotz sofortiger resistenzgerechter Therapie und mehrfacher Gelenkspülung kam es im Hüftgelenk zu einer Erregerpersistenz über 24 Tage, rezidivierenden Weichteilabszessen u. Empyem, so dass insgesamt 7mal eine operative Revision nötig war. Das Schultergelenk war nach 10 Tagen steril und die Arthritis heilte vollständig aus. Insgesamt wurde eine antibiotische Therapie über 12 Wochen durchgeführt (initial mit Cefuroxim, Clindamycin, im Verlauf mit Fosfomycin und Rifampicin). 3 ½ Monate nach Krankheitsbeginn zeigte sich eine fortschreitenden Hüftkopfnekrose und Epiphyseolysis capitis femoris mit Bildung einer Pseudarthrose und einer Beinlängendifferenz von 6cm, die zur Zeit konservativ behandelt wird. Zusammenfassung: Im Kindesalter – jenseits des Säuglinsalters – ist eine polyartikuläre septische Arthritis ohne vorliegende Grunderkrankung eine Rarität. Ein hohes Risiko für Folgeschäden an den betroffenen Gelenken besteht bei langanhaltende Erregerpersistenz im Gelenkpunktat (>5 Tage), Befall des Hüft- oder Kniegelenkes, verzögerter Beginn der antibiotischen Therapie (>4 Tage) und Nachweis von S. aureus im Gelenkpunktat. Eine besondere Virulenz des Isolats oder die Bildung von sog. Small Colony Variants (SCV) konnte in unserem Fall nicht nachgewiesen werden.