Klin Padiatr 2010; 222 - HV_84
DOI: 10.1055/s-0030-1261405

Influenza Diagnostik

B Gärtner 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Institut für Virologie, Homburg/Saar

In der Akutdiagnostik der Influenza sind Direktnachweismethoden das Mittel der Wahl. Antikörperuntersuchungen sind nur für epidemiologische Studien sinnvoll. Zudem benutzt man Antikörperteste zur Charakterisierung von Impfantworten (nur Forschung). Im Rahmen der Schweinegrippe wurden gelegentlich Antikörperteste (z.B. bei Schwangeren) eingesetzt um zu erkennen ob bereits Immunität durch eine natürliche Infektion vorliegt und eine Impfung nicht vorrangig ist. Aufgrund von Kreuzreaktionen selbst im Neutralisationstest sind die Ergebnisse aber nicht leicht zu interpretieren. Bei der saisonalen Grippe ist eine solche Untersuchung in keinem Fall indiziert. Unter den Direktnachweisverfahren hat die PCR die höchste Aussagekraft. Je nach epidemiologischer Situation, klinischer Fragestellung, Schweregrad der Erkrankung und vorgesehener antiviralen Therapie sollten PCRs mit unterschiedlicher Spezifität verwendet werden (generische Influenza PCR, Differenzierung zwischen Influenza A und Influenza B, Subdifferenzierung nach saisonaler Influenza A und Schweinegrippe bzw. Subtypisierung der saisonalen Influenza nach H1N1 oder H3N2). Besonders zu beachten ist die Oseltamivir-Resistenz der saisonalen Influenza A H1N1, wohingegen die Schweingrippe sowie die saisonale Influenza A H3N2 und die Influenza B Oseltamivir empfindlich sind (gegen Zanamivir sind bisher keine nennenswerten Resistenzen aufgetreten). Die Frage ob überhaupt eine Diagnostik erforderlich ist und mit welcher Spezifität ist von der epidemiologischen Situation abhängig und kann sich damit täglich ändern. Dieser Aspekt wird bisher wenig beachtet, deswegen wird auf diese Fragestellung im Vortrag speziell eingegangen. Die als Point-of-care Diagnostika konzipierten sog. Influenza-Schnellteste sind Antigenteste, die sich in der Regel in weniger als 15min abarbeiten lassen. Sie sind nur in wenigen Situationen indiziert, mit großer Vorsicht zu interpretieren und zudem relativ teuer. Vor allem die Sensitivität der Teste ist hoch problematisch. Dies ist bei einem Antigentest im Vergleich zur PCR auch nicht anders zu erwarten. Allerdings ist das Problem beim Influenza-Nachweis von verschiedenen respiratorischen Materialien durch inhomogenes Ausgangsmaterial (Matrix-Effekt) allerdings noch verschärft. Eine Subtypisierung zwischen saisonaler Influenza A und Schweinegrippe ist mit Schnelltesten nicht möglich ebenso wenig eine Differenzierung zwischen H1 und H3. In der Praxis zeigen sich auch Probleme mit der Spezifität, die vermutlich durch Handhabungsfehler von ungeübtem Personal zustande kommen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass vor allem die epidemiologische Situation und die klinische Fragestellung die Frage dominieren ob überhaupt und wenn ja mit welchem PCR Verfahren eine Diagnostik durchgeführt werden sollte.