Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_19
DOI: 10.1055/s-0030-1261388

Prädiktive Aussagekraft des spezifizierten Apgar-Score – Ergebnisse der TEST-Apgar-Studie

M Rüdiger 1, N Braun 1, H Küster 2
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Kinderklinik, Dresden
  • 2Kinderklinik, Ernst-Moritz-Arndt Universität, Greifswald

Hintergrund: Die Beurteilung von Frühgeborenen und reanimierten Neugeborenen mittels Apgar-Score wird durch uneinheitliche Definitionen beeinträchtigt [Rüdiger et al. ActaPaed 09:98;1433–36].

Aus diesem Grunde ist ein einheitliches Vorgehen vorgeschlagen worden, die Validität wurde jedoch bisher noch nicht überprüft. Fragestellung: Ziel der TEST-APGAR Studie war, einen spezifizierten Apgar-Score, der die Kriterien Atemexkursion, Reflexe und Muskeltonus in Abhängigkeit vom Gestationsalter und die Hautfarbe unabhängig von der Sauerstoffgabe berücksichtigt, mit dem konventionellen Apgar-Score in Bezug auf seine Vorhersagekraft für die neonatale Morbidität und Mortalität zu überprüfen. Methodik: In einer prospektiven internationalen Studie wurde der konventionelle mit dem spezifizierten Apgar-Score verglichen. Einschlusskriterien: Gestationsalter <32 SSW, inborn, keine kongenitalen Fehlbildungen. Mittels 3 standardisierter Fragebögen wurden die folgenden Daten erhoben: (A) perinatale Charakteristika (Gestationsalter, Geburtsgewicht, Geburtsmodus, Nabelarterien-pH); (B) detaillierte Beschreibung des Zustandes des Neugeborenen 1, 5 und 10 Minuten nach der Geburt mittels konventionellem und spezifiziertem Apgar; (C) Mortalität und Morbidität zum Zeitpunkt der Entlassung (Tod, Entlassungsgewicht, Vorhandensein einer Lungenerkrankung, Hirnblutung, Retinopathie). Ergebnisse: 2173 Frühgeborene wurden in 20 Neonatologien in 13 Ländern von März 2008 bis Juli 2009 erfasst. 1947 Frühgeborene (Median 89 pro Zentrum; Spanne 23–229) wurden in die Studie eingeschlossen. Die eingeschlossenen Kinder haben folgende Geburtscharakteristika (Mittelwert±Standardabweichung): GA 28±2,5 Wochen, Geburtsgewicht 1164±400g, Nabelarterien-pH 7,3±0,1. Die Mortalität der bisher komplett erfassten 1830 Frühgeborenen betrug 11%, variierte jedoch stark zwischen den Zentren (Median 8%; Spanne 2,2–33%). Der spezifizierte Apgar-Score zeigt eine deutlich bessere Korrelation zur Mortalität als der konventionelle Apgar. Diskussion: Der spezifizierte Apgar-Score ist auch bei Frühgeborenen und reanimierten Neugeborenen gut verwendbar. Durch seine bessere Korrelation zur Mortalität ist er sowohl für den klinischen Einsatz, z.B. bei der Indikation zur Hypothermie, als auch für einen Vergleich von Kollektiven im Rahmen von multizentrischen Studien besser geeignet.

Die Studie wurde unterstützt durch die „Else-Kröner-Fresenius-Stiftung". Die Präsentation erfolgt im Namen aller TEST-APGAR-Studienzentren.