Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_50
DOI: 10.1055/s-0030-1261375

Neurokognitiver Status im Alter von 3 Jahren nach Sonden-Applikation von Surfactant unter Spontanatmung bei Frühgeborenen <30 SSW

A Weitkämper 1, E Lilienthal 1, L Rossler 1, E Hamelmann 1, N Teig 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendmedizin St. Josefs-Hospital, Bochum

Im Oktober 2003 haben wir auf unserer Station begonnen bei kleinen Frühgeborenen unter Spontanatmung Surfactant nach der Beschreibung durch Kribs et al. zu installieren, wenn diese bei der Erstversorgung stabil genug waren und Zeichen eines Atemnotsyndroms zeigten. Wir stellen Daten über die neurokognitive Entwicklung der Kinder vor, die wir in den ersten 15 Monaten danach behandelt haben (Periode 2) und vergleichen sie mit der Gruppe von Frühgeborenen <30 SSW, die in den 9 Monaten zuvor konventionell behandelt wurden (Periode 1). Methoden: In den analysierten Geburtsjahren 2002 und 2003 wurden insgesamt 73 Inborn-Frühgeborene zwischen 23+0 und 29 + 6/7 SSW auf unserer Station behandelt (37 in Periode 1 und 46 in Periode 2). 31 Frühgeborene in Periode 2 erhielten Surfactant nach der Methode von Kribs (67%). Alle Eltern der 69 entlassenen Patienten wurde kurz vor Erreichen des korrigierten 3. Geburttages angeschrieben und zu einer Untersuchung mittels Bayley-2-Skalen eingeladen. Ferner wurden Daten zum Vorliegen einer spastischen Parese, einer beidseitigen Hörgeräteversorgung bzw. Taubheit und einer Blindheit erhoben. Ergebnisse: 26 Kinder in der Sondengruppe (59%) und 17 in der historischen Gruppe (49%) konnten nachuntersucht werden. Geschlechtsverteilung, medianes Schwangerschaftsalter und Geburtsgewicht unterschieden sich zwischen den nachuntersuchten und nicht nachuntersuchten Kindern nicht. Das mittlere Gestationsalter der nachuntersuchten Kinder unterschied sich zwischen Periode 1 und 2 nicht signifikant (26,3 vs. 26,9 SSW). Der Unterschied in den mittleren Geburtsgewichten war ebenfalls nicht signifikant (921g vs. 976g). Die Sondengruppe hatten einen höheren MDI als die historische Verlgeichsgruppe (Median 98 (Interquartilenabstand 80–107) vs. 91 (IQR 82–99) (p=0,31, Mann-Whitney-Test). Der PDI zeigte ebenfalls höhere Werte in der Sondengruppe (Median 90 (IQR 82–100) vs. 85 (IQR 77–96) (p=0,31, Mann-Whitney-Test).

Das Risiko für das Vorliegen einer spastischen Parese oder beidseitigen Hörgeräteversorgung oder Blindheit war in Periode 2 ebenfalls niedriger (odds ratio 0,21 für Periode 1 (95%-CI 0,04–1,13).

Schlussfolgerung: In der Periode nach Einführung der Surfactantinstallation per Sonde unter Spontanatmung zeigte sich ein Trend zu einer Verbesserung des neurologischen outcomes bei Frühgeborenen <30+0 SSW auf unserer Station. Die neue Methode der Installation scheint deshalb zumindest ohne negative Auswirkungen auf die neurokogintive Enhtwicklung zu bleiben. Randomisierte Studien zu dieser Methode der Surfactantapplikation sind erforderlich und aufgrund der vorgestellten Daten auch ethisch vertretbar um den positiven Trend in unserem Patientengut tatsächlich nachweisen zu können.