Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_46
DOI: 10.1055/s-0030-1261370

Computer gestützte Ernährungsverordnung bei Frühgeborenen <=32 SSW – Erste Ergebnisse nach 9 Monaten

D Wackernagel 1, A Brückner 1, T Morad 1
  • 1Neonatalavdelning, Barn- och ungdomskliniken, Mälarsjukhuset, Eskilstuna, Schweden

Hintergrund: Die Ernährung Frühgeborener (FG) ist eine große Herausforderung in der Neonatologie. FG mit einem Geburtsgewicht <1500g verdoppeln ihr Gewicht im Laufe des Krankenhausaufenthaltes. Gleichzeitig findet in dieser Zeit eine sehr rasche Organdifferenzierung statt. Z.B. hat das Gehirn mit 35 Schwangerschaftswochen (SSW) nur etwa 60% der Oberfläche im Vergleich zu einem Reifgeborenen (Raju 2006). Die Nierendifferenzierung ist mit ca. 38 SSW abgeschlossen. Viele Studien haben gezeigt, dass ein großer Teil FG in einem Status der Unterernährung entlassen werden (Clark 2003). 2005 wurden von Tsang et al neue Referenzwerte für die Ernährung von FG veröffentlicht. Aufgrund der Komplexität der Berechnung von Makro- und Mikronutrienten bietet sich ein computergestütztes Ernährungsprogramm an (Eleni-dit-Trolli 2009). Seit Sommer 2009 wird in unserer Klinik das Programm Nutrium® eingesetzt, welches an der Universität Umeå/Schweden entwickelt wurde. Fragestellung: Nach Einführung des Nutritionskalkulationsprogramms (NCP) auf unserer Frühgeborenen-Intensivstation wollen wir in einem ersten Schritt untersuchen, ob wir ein optimiertes Wachstum bei unserem Patientenkollektiv erzielen konnten. Material und Methode: In einem 3-Jahres-Zeitraum (2008–2010) werden alle Patienten, die vor der 32+1 SSW geboren wurden, teils retrospektiv (Phase vor Einführung des NCP=Gruppe1; n=42, SSW 29,5±2,2) und teils prospektiv (Phase nach der Einführung=Gruppe2; n=23, SSW 28,9±2,4) in die Untersuchung eingeschlossen. Gewicht, Länge und Kopfumfang werden zu folgenden Zeitpunkten ausgewertet: Geburt, Lebenstag 28 (LT28), korrigiert 36+0 SSW, TH (tidig hemgång=Versorgung zuhause durch Personal der Station) und zum Zeitpunkt der Entlassung (DC=discharge). Ergebnisse: Die Gruppen zeigen zum Zeitpunkt der Geburt keine signifikanten Unterschiede bezüglich SSW, Gewicht, Länge, Kopfumfang und der jeweiligen Z-Scores. Gruppe2 zeigt zu den Zeitpunkten TH und DC eine deutlich bessere Gewichts- und Längenzunahme im Vergleich zur Gruppe1. Signifikant wird der Unterschied zwischen beiden Gruppen zum Zeitpunkt der Entlassung. Der Gewichts-Z-Score ist signifikant auf dem Niveau p=0,005 (-2,0±1,3 vs. -0,8±1,5), der Längen-Z-Score auf dem Niveau p=0,01 (-2,8±1,9 vs. -1,2±1,6). Bei der Subgruppenanalyse profitieren vor allem die SGA-Kinder: So wurden von 13 SGA geborenen Patienten in Gruppe1 12 mit einem Gewicht < -2SD entlassen (92%), dagegen 2 von 5 Kindern in Gruppe2 (40%). Diskussion: Zum Zeitpunkt LT28 fanden wir eine maximale Z-Score-Reduktion. In Gruppe1 stagnieren die Wachstumsparameter weitestgehend auf diesem Niveau wohingegen in Gruppe2 die Parameter fast wieder Geburtsniveau erreichen. Die Anzahl der SGA-Kinder, die das Krankenhaus normalgewichtig verlassen, lässt sich durch den Einsatz eines NCP deutlich steigern. Dass sich zum Zeitpunkt DC zwischen den Gruppen ein signifikanter Unterschied nachweisen lässt, bestätigt unsere Annahme, dass sich mit einem NCP ein deutlich optimiertes postnatales Wachstum erzielen lässt.