Klin Padiatr 2010; 222 - GNPI_FV_45
DOI: 10.1055/s-0030-1261369

Die intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR), jedoch nicht konstitutionelle Mindergewichtigkeit (SGA) ist assoziiert mit einem veränderten fetalen und neonatalen Cholesterinstoffwechsel

U Pecks 1, M Brieger 1, B Bruno 1, S Trepels-Kottek 2, T Orlikowsky 2, N Maass 1, W Rath 1
  • 1Frauenklinik für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Aachen
  • 2Kinderklinik, Med. Einrichtungen der RWTH Aachen, Aachen

Einleitung: Die Datenlage bezüglich der Cholesterin-Konzentration im Fetalblut bei SGA-Neugeborenen ist widersprüchlich; pränatal erfasste sonographische Parameter der intrauterinen Mangelversorgung finden kaum Berücksichtigung. Wir untersuchten fetale Lipid- und Lipoproteinkonzentrationen in Assoziation mit der sonographischen Diagnose IUGR vs. SGA oder eutrophen Neugeborenen (CN) im Nabelschnurserum sowie im neonatalen Verlauf. Definitionen und Methodik: IUGR: Geburtsgewicht <10. Perzentile (Pztl). und ≥2 folgender sonographischer Kriterien: (i) Pztl-Abfall des Abdominalumfangs >40 Pztl. in seriellen Untersuchungen im Abstand von 2 bis 4 Woche, (ii) Kopf-Thorax-Diskrepanz mit KU/AU-Ratio >95 Pztl., (iii) pathologisch erhöhter RI der A. umbilicalis >95 Pztl., (iv) Amniotic fluid Index <6. SGA: Geburtsgewicht Z-Score <-2 SDS und keines der unter (i) bis (iv) genannten Kriterien. CN: Geburtsgewicht >10 Pztl. ohne Hinweis auf IUGR. Untersuchungsparameter: LDL-C, HDL-C, Gesamt-Cholesterin (TC), Triglyzeride (TG) im Nabelschnurserum sowie in Folgeuntersuchungen in der Neonatalzeit im Rahmen medizinisch notwendiger Punktionen. Ergebnis: 104 Neugeborene wurden untersucht, davon 71 CN, 22 IUGR, 12 SGA. Die HDL-C- und TC-Konzentration im Nabelschnurblut bei IUGR war erniedrigt (HDL-C: IUGR 15,4±8,1mg/dl vs. CN 30,6±8,2mg/dl; TC: IUGR 50,1±15,2mg/dl vs. CN 67,7±18,1mg/dl; p<0,0001 bzw. p<0,01). Dies fand sich nicht für die SGA-Gruppe. Die Log(TG)-Konzentration zeigte sich bei Entbindung >28. SSW signifikant erhöht bei IUGR und SGA im Vergleich zu nach SSW gepaarten CN. Die LDL-C-Konzentration wies keine signifikanten Unterschiede auf. Von 45 CN konnten 54, und von 17 IUGR-Neugeborenen 28 Folgeuntersuchungen innerhalb von 30 Lebenstagen erbracht werden. Die Ergebnisse der Blutentnahme am 3. Lebenstag bestätigen bei IUGR im Wesentlichen die Werte des Nabelschnurserums. Aufgrund starker Streubreite bei niedriger Fallzahl reichen die Daten im weiteren neonatalen Verlauf nicht für ein statistisch verwertbares Ergebnis.

Diskussion: Erniedrigtes HDL-C und TC stehen in Assoziation mit der pränatalen sonographischen Diagnose IUGR und beziehen sich nicht auf konstitutionelle SGA Neugeborene. Da die Halbwertzeit des HDL-C etwa 3 Tage beträgt, ist der Wert im Gegensatz zur TG-Konzentration kaum von der akuten geburtshilflichen (Stress-) Situation abhängig. Eine erniedrigte Cholesterin-Konzentration beim Feten reflektiert ein fetales Versorgungsdefizit. Dieses lässt sich am ehesten durch mangelnden transplazentaren Cholesterintransport als Folge einer plazentaren Insuffizienz erklären.