Klin Padiatr 2010; 222 - DGPI_FV_11
DOI: 10.1055/s-0030-1261362

Klinische Aspekte zur orale Probiotika Substitution bei Frühgeborenen

D Schöndorf 1, J Meng-Hentschel 1, M Herrmann 2, L Gortner 1, L von Müller 2
  • 1Unversitätsklinik für Kinder und Jugendmedizin Gebäude 9, Homburg
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Homburg

Einleitung: Die orale Substitution mit Probiotika ist eine effektive Massnahme zur Prävention den Nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) bei extrem unreifen Frühgeborenen. Bislang ist aber nicht geklärt, in ob die Probiotika Substitution Einfluss auf das Auftreten nosokomialer Infektionen und auf die Gesamtentwicklung extrem unreifer Frühgeborener hat. Material und Methoden: 21 Frühgeborene mit einem Gestationsalter von <32 SSW und einem Geburtsgewicht <1500g wurden in diese prospektive randomisierte Cross-over Studie eingeschlossen. Die tägliche orale Substitution mit dem Probiotikum Infloran® (Lactobacillus acidophilum und Bifidobacterium infantis) erfolgte für die Patienten der Gruppe 1 in der 1. bis 3. Lebenswoche, für die Patienten der Gruppe 2 in der 4. bis 6. Lebenswoche. Zusätzlich zum oralen Nahrungsaufbau (Nahrungsmenge, Magenreste, Stuhlfrequenz) und der körperlichen Entwicklung (Größe, Gewicht) wurde im zeitlichen Verlauf auch das Auftreten nosokomialer Infektion evaluiert. Dies beinhaltet auch die Evaluation der infektionsassoziierten medikamentösen Therapie (Katecholamine, Antibiotika) von möglichen Risikofaktoren (Infektion der Mutter, zentrale Venenverweilkatheter, Beatmung) und. Ergebnisse: Beide Behandlungsgruppen waren bzgl. Patientencharakteristik vergleichbar (Geburtsgewicht, Gestationsalter, Geburtsmodus, APGAR). Bei allen Patienten konnte eine gute Verträglichkeit für die orale Substitution mit L. acidophilum und B. infantis gezeigt werden, weder in der frühen noch in der späten Behandlungsgruppe kam es in dem Beobachtungszeitraum zum Therapieabbruch oder zu therapieassoziierten Komplikationen wie z.B. dem kulturellen Nachweis von Infektionen durch die substituierten Erregern. In keiner der beiden Behandlungsgruppen kam es im Beobachtungszeitraum zum Auftreten einer NEC oder zu erkrankungsbedingten Todesfällen. Die statistische Analyse der erst kürzlich beendeten klinischen Evaluation ist zurzeit noch nicht vollständig abgeschlossen. Die Berechnung der Inzidenzdichte für nosokomiale Infektionen und die Regressionsanalyse für Nahrungsaufbau und körperliche Entwicklung stehen noch aus. Zusammmenfassung: Die orale Probiotika Substitution zur Prävention der NEC zeichnet sich durch eine gute Verträglichkeit aus. Die abschließende statistische Evaluation der klinischen Daten zur Inzidenzdiche nosokomialer Infektionen und potentieller Unterschiede im Nahrungsaufbau und in der körperlichen Entwicklung wird in Kürze abgeschlossen sein.